Geboren wurde die Idee zur Temporären Kunsthalle nach Coco Kühns und Constanze Kleiners „White Cube„-Ausstellung im Palast der Republik, die 2005 den Ist-Zustand der Berliner Kunstszene auf den Punkt brachte. Nach einem langwierigen Wettbewerb, einem dafür aber umso rasanteren Bau eröffnet nun das vollständig privat finanzierte Vorhaben der Temporären Kunsthalle Berlin nach dem Entwurf von Adolf Krischanitz am 29. Oktober mit einer Ausstellung der in Berlin beheimateten südafrikanischen Künstlerin Candice Breitz. In den nächsten zwei Jahren sollen dort in acht Ausstellungen Kunst und Künstler in einen Dialog mit dem Betrachter und der Stadt treten. Im Vorfeld dazu traf der tip Constanze Kleiner und Thomas Eller, die neue Doppelspitze des Projekts, zum Gespräch über den Auftrag einer Kunsthalle, Erwartungshaltungen und die Zeit danach.
tip Hat mit dem Bau der Temporären Kunsthalle alles gut geklappt, werden Sie bis zur Eröffnung am 29. Oktober fertig werden?
Constanze Kleiner Das klappt, obwohl es fast unglaublich erscheint. Wir haben in einem Jahr ein Projekt vom Genehmigungsverfahren bis zur Eröffnung verwirklicht, was eigentlich auch für zehn Jahre ausgelegt sein könnte. Unser Glück ist, dass wir in dem Architekten Adolf Krischanitz einen glühenden Mitstreiter für das Projekt gewinnen konnten, der die Geschichte des White Cube aus dem Palast der Republik aufgegriffen und unsere Idee einer Temporären Kunsthalle in sein Konzept einer Temporären Kunsthalle aufgrund seiner Wiener Erfahrungen mit der inneren und äußeren Bespielbarkeit integrieren konnte. Und dies lange bevor wir den Zuschlag dafür erhalten sollten und vor allem lange vor einer abgesicherten Finanzierung. Später dann – nach der Finanzierungszusage für die Gebäudekosten bereits im März 2007 durch den Mäzen Dieter Rosenkranz und nach dem Zuschlag durch den Berliner Senat im Oktober darauf – ist er sofort mit uns in die Sponsoringakquise gegangen. Alles, was dort auf dem Schlossplatz realisiert wurde, ist auch seinem frühen Engagement und seinem Glauben an die Idee zu verdanken.
tip Braucht Berlin denn überhaupt eine Temporäre Kunsthalle?
Thomas Eller Offensichtlich. Es gibt derzeit sogar eine Kunsthallenschwemme, was etwas beunruhigend ist. Aber aus der Geschichte dieses Projekts, also aus der „Fraktale“-Ausstellung und anschließend der „White Cube“-Ausstellung von Coco Kühn und Constanze Kleiner im Palast der Republik, kam der Ruf nach der Kunsthalle und der folgende Wettbewerb heraus. Seitdem ist auch der Regierende Bürgermeister von diesem Vorhaben begeistert und will eine permanente Kunsthalle. Wir werden in den nächsten zwei Jahren auf jeden Fall beweisen, dass es wichtig ist, eine Kunsthalle zu haben.
tip Was genau zeichnet eine Kunsthalle denn aus?
Eller Von der Definition her ist es ein größeres Ausstellungshaus ohne eigene Sammlung. Dort soll im internationalen Kontext Kunst präsentiert werden. In Berlin gab es zudem den Wunsch nach einem Ort, in dem die Berliner Künstler ausstellen sollten. Die Temporäre Kunsthalle wird diese beiden Ansprüche balancieren.
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