tip Sie sind auch Musiker. Welche Rolle spielt die Musik für Ihre Malerei?
Marcus Sendlinger Ich finde, Bilder müssen auch Rhythmus haben, Leben. Ich improvisiere gerne in der Musik, zum Beispiel auf Schlagzeug oder Kontrabass, und auch in den Bildern reagiert man auf jede Aktion. Nicht alle Musiker kommen damit klar, weil ich recht frei spiele und nicht vom Blatt. Das ist ein prozesshaftes Arbeiten wie in meiner Malerei, Form gewordene Freiheit.
tip Hat die figurative Kunst ausgedient?
Sendlinger Nein. Ich gehe schon von realen Gegebenheiten aus, nehme gern etwas Konkretes aus dem Alltag wie den Wartburg-Kombi, den ich gekauft habe, um ihn in meinem Atelier in seine einzelnen Bestandteile zu zerlegen. Für mich ist die reale Welt Inspiration, ein Anfang, der in der Fiktion weitergeführt wird.
tip Ihre Schau „Die Wiederkehr der Wahrheit“ zeigt das abstrakte Ergebnis?
Sendlinger Ja. Gezeigt wird abstrakte Malerei, Tuschezeichnung und Stahlskulptur, die totale Verwandlung. Inspirationsquelle war das demontierte Auto. Die Karosserie wurde vom Rahmen getrennt und als Palette benutzt für eine Skulptur. Eine weitere entstand nach diesem Modell. Die Skulpturen benutze ich als Modell für die Bilder und umgekehrt. Bei deren Konstruktion kristallisieren sich die unterschiedlichsten Formen heraus. Das ist ein Forschungsprozess. Man gelangt
zu immer neuen Bildlösungen, die die Realität hinter sich lassen.
Nachgefragt: Andrea Hilgenstock
Marcus Sendlinger „The Recurrence of
Truth“,
Galerie Jette Rudolph, Zimmerstraße 90/91, Kreuzberg, Di-Sa 11-18
Uhr, Eröffnung 6.3., 19 Uhr,
bis
18.4.2009
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