Sehr versteckt hält sich die „Hidden Beauty“ von Truong Tan nicht gerade – die Riesenwindel, im Innenteil mit unzähligen Taschen ausgestattet, krümmt sich gleich am Eingang der Galerie. Wo die kleinen Schwestern zum Aufsaugen von nicht genutzten Ressourcen winziger Menschen dienen, sollen hier symbolisch schmierige Gelder eingesackt werden. Korruption ist nur eines der brisanten Themen, die vietnamesische Künstler seit einigen Jahren aufzugreifen wagen. „Was geben wir der Kulturpolizei, um heil davonzukommen?“, kommentiert Truong Tan lachend. Mit sinnlichen und starken Metaphern arbeiten die elf eingeladenen Künstler, um auf Homophobie, Werteverluste, globale Marktwirtschaft und Benachteiligung einzustimmen. Die knallroten Plastikrosen in Ly Hoang Lys „Erbschaftstruhe“ geben zu denken, wenn sie im Gegensatz zu den verblühten echten den Konservierungsversuch der Künstlerin durch Vereisung scheinbar unbeschadet überstehen.
Mit in süßlichen Pastelltönen gefärbten Kinderjäckchen, bunt glänzenden Schnullern und pinkfarbenen Plastikfigürchen foppt Dinh Q. Le die Betrachter. Bei näherem Hinsehen entpuppen sich Spielzeug und Kleidung als Widmung an vietnamesische Kinder, die als Opfer des skrupellos eingesetzten Entlaubungsmittels Agent Orange mit schrecklichen Deformationen und Behinderungen zur Welt kamen. Das Thema Großstadt und Wohnungsnot nimmt Nguyen Manh Hung mit einem geradezu liebevoll gestalteten Hochhausapartmentblock auf. Jedes Detail dieser künstlerischen Puppenstube zeigt, dass Manh Hung die positiven Seiten dieses engen Zusammenlebens auch wirklich genossen hat.
Text: Constanze Suhr
Foto: Nguyen Manh Hung: „Apartment-Block“
tip-Bewertung: Sehenswert
ifa-Galerie, Linienstraße 139/140, Mitte, Di-Fr, So 14-20 Uhr, Sa 12-20 Uhr, www.ifa.de, bis 5.4.