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Lego-Kunstausstellung „Art of the Brick”: Lohnt es sich?

Große und kleine Lego-Fans können bis 14. Dezember die Ausstellung „Art of the Brick” im ehemaligen Neuköllner C&A-Gebäude besuchen: Der Eventraum CANK zeigt Kunstwerke aus den bunten Bausteinen. Ihr könnt also herausfinden, wie ein Bleistift aus Lego aussieht (Spoiler: gelb und einem Bleistift stark ähnelnd) und welche wichtigen Botschaften der Steinekünstler Nathan Sawaya einem großen Publikum übermitteln möchte. Es wird außerordentlich tiefgründig und kurzweilig, so viel sei versprochen.  

Die Lego-Kunstaustellung „Art of the Brick” stellt unter anderem lebensgroße Werke wie dieses aus. Foto: Antonia Mittmann

„Art of the Brick“: Tour-Ausstellung macht Halt in Deutschland

Der amerikanische Künstler Nathan Sawaya liebte schon in seiner Kindheit die bunten Steine, schlug beruflich aber erstmal einen weniger künstlerischen Weg ein, studierte und wurde Anwalt in New York. „Nach Jahren der millionenschweren Fusionen und Firmenübernahmen wurde Sawaya klar, dass er lieber Kunst schuf, als in einer Vorstandsetage zu sitzen”, heißt es zu Beginn der „Art of the Brick”-Ausstellung, die bereits durch mehr als 20 Länder tourte und nun in Deutschland zu sehen ist. Ihr könnt sie voraussichtlich bis zum 14. Dezember in der Berliner Eventlocation CANK ganz in der Nähe vom Rathaus Neukölln besuchen. Nathan Sawayas Faszination für Lego ist nun sein Antrieb, Menschen, Formen und bekannte Kunstwerke aus den beliebten Steinen nachzubauen. Was er daran besonders mag? Wenn aus eckigen Steinen eine runde Form werde, so Sawaya.

Lego weckt Kindheitserinnerungen, aber diese Ausstellung ist eher klassisch

Dieser niedrigschwellige Zugang dürfte einige Berliner Familien und „Kidults“ – also Erwachsene mit einer Vorliebe für Hobbies aus der Kindheit – in die Ausstellung locken. Für viele Menschen ist eine der existenziellen Kindheitserinnerungungen, Lego-Steine auf den Wohnzimmerboden zu schütten und Villen, Zoos oder multifunktionale Auto-Spaceships zu bauen, nur, um auf dem Weg zum Mittagessen in den Zweierstein reinzurennen (aua). Die Fantasie beim Zusammenbauen war dabei schier grenzenlos.  
Diese unglaublich schöpfungs- und ideenreiche Herangehensweise ist wohl eher Kindern vorbehalten, denn Sawayas Kunstwerke sind doch recht klassisch: Sie hängen wie Gemälde an der Wand oder stehen auf gut beleuchteten Sockeln mit Nicht-Anfassen-Hinweis.  

Ein Pool mit Lego-Steinen dürfte die Kinder (und manche Erwachsene) sehr glücklich machen. Foto: Antonia Mittmann

Obwohl die Ausstellung als familienfreundlich auf der Website beworben wird, ist der einzige Spiel- und Kreativbereich im Eingang direkt neben dem Ausstellungsshop angesiedelt und kann erst nach dem Rundgang wieder besucht werden. Immerhin sind dort vermutlich mehr Steine als bei jedem der Besuchenden zuhause, und die Kinder werden nicht mehr gehen wollen, nachdem die Erwachsenen nach etwa 30 bis 45 Minuten in der Ausstellung „Art of the Brick“ alles gesehen und gelesen haben.

„Schwimme gegen den Strom! Folge deinem eigenen Weg! Finde den Mut in dir!”

Gelesen, weil es zu jedem Werk auch eine kleine Informationstafel gibt, die endlich mal nicht mit langen, verschachtelten Sätzen verschreckt, sondern sich auf motivierende Aussagen fokussiert: „Hüte dich vor den Winden des Lebens, die an deinem Selbstwertgefühl nagen. Bleib stark.” steht dort zum Beispiel, oder „Schwimme gegen den Strom! Folge deinem eigenen Weg! Finde den Mut in dir!” Diese Sätze könnten aus einem Mutmach-Buch für Kinder entstammen, das etwas holprig ins Deutsche übersetzt wurde. Positive Vibes versprühen sie aber allemal.  

„Das Mädchen mit dem Perlenohrring“, neu interpretiert von Nathan Sawaya, mit etwas kantigeren Gesichtszügen. Foto: Antonia Mittmann

Aber für wen ist diese Ausstellung nun eigentlich? Kinder, die sich in einer Gemäldegalerie endlos langweilen, könnten hier Zugang zu bekannter Kunst in Form von Legosteinen bekommen und dadurch etwas Kunstgeschichte auf spielerische Art entdecken. Dafür müssen die Eltern oder Begleitpersonen aber auch in die Tasche greifen, denn das Ticket für ein Kind zwischen vier und zwölf Jahren kostet 13,90 € und für Erwachsene (laut Website junge Menschen ab 13 Jahren) 17,90 €, an manchen Tagen sind die Preise etwas höher oder niedriger. Begeisterte Lego-Fans wird diese Ausstellung jedoch nicht vom Hocker hauen, denn die kreativsten Künstler bauen eher in dem unscheinbaren Hobbykeller eines Mehrfamilienhauses und posten ihre Steinwelt auf Reddit und Co.

Grübelnder Start in die Ausstellung: das erste Exponat. Wer möchte, kann sich nachdenklich daneben setzen. Foto: Antonia Mittmann

Insgesamt hinterlässt der Besuch der Ausstellung jedoch das Gefühl, aufgrund eines wahnsinnig actionreichen, spannenden Trailers in einem Kinofilm zu sitzen, dessen beste Sequenzen in der Vorschau bereits gezeigt wurden. Die Eventlocation CANK, die als ehemaliges C&A-Gebäude den etwas abgerockten und zugleich charmanten Neukölln-Charme widerspiegelt, bietet seine Ausstellungsflächen sonst der freien Berliner Kunstszene, zum Beispiel im Rahmen des „48 Stunden Neukölln“-Festivals. Und es gibt zahlreiche weitere Nutzungsmöglichkeiten, die das Gebäude im Herzen des turbulenten Stadtteils mit künstlerischem Leben füllen könnten. Darüber, ob die Kunstaustellung „Art of the Brick” die interessanteste ist, lässt sich streiten.  

PS: Wie wäre es beim nächsten Mal mit begehbaren Lego-Räumen? Kunstwerken zum Weiterbauen? Oder einer Tritt-nicht-in-den-Stein-Challenge? Das würde die etwas biedere Ausstellung ungemein auflockern.  

  • CANK Berlin, Karl-Marx-Straße 95, Neukölln, Mo+Mi-Fr 10-18:30 Uhr, Sa 9-19:30 Uhr, So 9-18:30 Uhr„Art of the Brick”-Tickets und mehr Infos hier (Ticketpreise variieren je nach Besuchtag)

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