Immer wieder stellt Giedre Bartelt in ihrer Galerie die litauische Fotografenszene vor. Diesmal zeigt sie Szenen von Algis Griskevicius. Dass er auch Maler ist und an Theatern als Bühnenbildner gearbeitet hat, ahnt man bald angesichts seiner verspielten Arrangements. Meist ist er selbst, groß, breitschultrig, und mit rundem kahlen Kopf, der Darsteller seiner mythologischen Sujets, und das ist der erste Schritt, um die hochtrabenden symbolischen Inhalte auf ein menschliches Maß herunterzubrechen. So performt er zum Beispiel in den sepiagetönten Bildern die zwölf Tierkreiszeichen. Der Witz liegt darin, mit welchen Tricks er die jahrtausendealten Chiffren nachahmt.
Im „Wassermann“ sieht man ihn auf einer Wiese zwischen zwei Wasserlöchern stehen; eine Stange auf seiner Schultern lässt es aussehen, als ob er die Wasserlöcher trage, obwohl sie offensichtlich kein mobiles Gut sind. Kleine Modellhäuschen verschärfen das Verrutschen der Proportionen zwischen der große Geste und dem kleinen Vermögen. Indem er so den Abstand zwischen den Menschen und den mythologischen Figuren und Göttern, die sie sich erfunden haben, zur Sichtbarkeit kommen lässt, gelingt Algis Griskevicius ein ganz eigener Blick auf das kulturelle Erbe.
Text: Katrin Bettina Müller
(tip-Bewertung: Annehmbar)
Algis Griskevicius „Zeichen“,
Giedre Bartelt Galerie, Linienstraße 161, Mitte,
Mi-Sa 14-18 Uhr, bis 28.2.2009
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Die Sprache Deutsch im Deutschen Historischen Museum