Architekturgeschichte

Fotoausstellung am Flugplatz Gatow: Das Architekturerbe der Allierten

Im Spannungsfeld von Kunst, Kultur und Politik: Die Ausstellung „Alliierte in Berlin – das Architekturerbe“ zeigt im Militärhistorischen Museum am Flugplatz Gatow mehr als 70 Fotos von Mila Hacke und damit ein Stück Berliner Geschichte.

Das Centre Francais in Wedding, Neubau der 60er Jahre vom Bundesbauamt Nord im Auftrag der Französischen Militärregierung. Foto: Mila Hacke, Berlin

Militärhistorisches Museum: Bilder zeugen von Zeit, als Berlin geteilt war

Das L’Aiglon ist ein schön geschwungener 1950er-Jahre-Bau mit einer weiten Glasfront. Es war ein spezielles Kino: Die Franzosen hatten es in Wedding für ihre in West-Berlin stationierten Soldaten errichtet. Es zählt zu den vielen Gebäuden, die die Alliierten in Berlin hinterließen und die die Berliner Architekturfotografin Mila Hacke nun für die Nachwelt festgehalten hat.

Die Bilder zeugen von der Zeit, als Berlin geteilt war. In den Westsektoren hatten die Amerikaner, Briten und Franzosen ihr Militär, im Ostsektor waren sowjetische Truppen stationiert.

Die Bilder dokumentieren, wo sich das Leben der Alliierten abspielte, auch wenn die Gebäude menschenleer sind. Zu entdecken sind die vier Hauptquartiere der Alliierten, hinzu kommen ihre vier Flughäfen sowie Spionagezentren, Kasernen und Siedlungen samt kompletter Infrastruktur für Militärangehörige und ihre Familien. Zudem gab es Kulturzentren, die auf das Berliner Publikum ausgerichtet waren, da runter das Amerika Haus, das Maison de France und das Sowjetische Haus der Wissenschaft und Kultur. Sie zeugen von der Vielschichtigkeit dieses Erbes.

Fotografin Hacke widmet sich seit mehr als zehn Jahren der Architektur der Alliierten

Das Amerika Haus wurde in den 1950er-Jahren eigens von den Amerikanern gebaut; die Franzosen nahmen für ihr Maison de France ein bestehendes Haus und passten es mit hohen französischen Fenstern ihrem Stil an. Das Sowjetische Haus war in den 1980er-Jahren ein Geschenk der DDR an die UdSSR und setzte mit seiner Größe Maßstäbe. Die Amerikaner bauten bescheiden, die Briten wenig und den Franzosen war das Centre Français als öffentliche Begegnungsstätte im eigenen Sektor wichtig. Die neuen Bauten reflektierten den jeweiligen Zeitgeist. Interessanterweise gingen die Aufträge dafür an deutsche Architekten.

Die Fotografin, Architektin und Kuratorin Mila Hacke widmet sich seit mehr als zehn Jahren der Architektur der Alliierten. Ihre Schau „Geschenke der Amerikaner“ rückte diese 2009 erstmalig ins Blickfeld. Hacke möchte Aufmerksamkeit für diesen Teil der Berliner Geschichte schaffen. Für sie steht weniger die Politik, als die Kulturgeschichte im Vordergrund. So lässt sichauch ihre neue Ausstellung verstehen, denn die politischen Winde drehen sich schnell in Berlin. Das zeigt sich schon am Ort der Ausstellung. Der Flugplatz Gatow gehörte den Briten. Davor wurde er vom NS-Regime genutzt, nun ist er in der Hand der Bundeswehr. Das Kino L’Aiglon hingegen wartet seit Abzug der Alliierten 1994 auf eine Wiederbelebung. Auch das ist Teil des Erbes.

  • Militärhistorisches Museum am Flugplatz Gatow Am Flugplatz Gatow 33, Gatow, Di–So 10–18 Uhr, Eintritt frei, 3.6.22–31.1.2023, mehr Infos online.

Mehr zum Thema

Was darüber hinaus Berlin mit seinen ehemaligen Alliierten verbindet findet ihr unter Berlin und die USA, Britisch in Berlin, Frankreich in Berlin und Russland in Berlin. Die faszinierende Architektur der Stadt lässt sich in seiner Vielfalt in unserer Architektur-Rubrik entdecken samt seiner bedeutendsten Architekten von Behrens bis Scharoun. Was die Kunstwelt in der Stadt derzeit sonst zu bieten hat, zeigen euch unsere Tipps für aktuelle Ausstellungen in Berlin.

Tip Berlin - Support your local Stadtmagazin