Eine verbogene Stange hängt im Schaufenster des Neuen Berliner Kunstvereins. Der hell erleuchtete Raum ist leer, bis auf ein paar weitere scheinbar wahllos verteilte Kringel. Mit diesen „Beliebten Stellen“ will die iranische Künstlerin Nairy Baghramian auf gängige Ausstellungstechniken hinweisen. Die verbogenen Kringel sind quasi Platzhalter, sie markieren geeignete Stellen für Museumsexponate – und werden damit gleichsam zu Kunstobjekten. Das erschließt sich dem Besucher natürlich nicht von selbst. Das Handout der Ausstellung muss aufklären. Der Handlauf „Von der Stange“, der mit anthrazitblauen Halterungen an der Wand befestigt ist und den Grundriss des zweiten leeren Raumes vollständig nachzeichnet, stellt in diesem Kontext die Frage nach dem Werteverhältnis von serieller Fertigung und Unikaten in der Kunst. Er entstammt einer für das Kölner Museum Ludwig produzierten Edition aus dem Jahr 2012 und wurde hier neu verwertet. Damit ist sein Charakter nicht mehr eindeutig zuzuordnen: Ist der Handlauf nun ein Einzelwerk oder noch immer eine Auftragsarbeit? In ihrer Einzelausstellung“Off the Rack“ thematisiert Baghramian so die Ökonomie der Kunst gelungen, wenngleich extrem minimalistisch.
Text: Lea Brinkschulte
Foto: n.b.k./ Jens Ziehe
n.b.k. Chauseestraße 128/129, Mitte, Di–So 12–18 Uhr, Do 12–20 Uhr, bis 25.1.