Weder zynisch noch düster: Peter Bömmels’ Wasserzeichenzeichnungen zeigen, dass die 1980er auch leicht komisch waren
Seltsame Achtziger: Wer dabei war, behauptet, sich nicht erinnern zu können – und dennoch behaupten inzwischen viele, die gar nicht dabei gewesen sein können, zu wissen, worum es ging: Um irgendwas mit Malerei – und Musik. Was nicht falsch ist. Tatsächlich waren nach den gedankenschweren Jahren von Minimal Art und Konzeptkunst ja so genannte „Neue Wilde“ unterwegs, um den wachsenden „Hunger nach Bildern“ zu stillen und suchten sich ihre Inspiration zwischen Pop und Punk. Doch während es am Moritzplatz expressiv zuging und man in Hamburg zynisch-distanziert künstlerische Arbeit als „Desillusionierungs-Maloche“ betrieb, entwickelten die Künstler der „Mühlheimer Freiheit“ (aus Köln) einen spielerischen Ansatz. Und der kann auch in der Gegenwart Gültigkeit beweisen, wie Peter Bömmels’ aktuelle Ausstellung „Wasserzeichenzeichnung“ in der Ikeda Galerie zeigt.
Insgesamt 48 Arbeiten, davon eine kleinformatige Ölmalerei auf Holz und 47 Zeichnungen mit eingefärbter Holzkohle auf Ryoshi-Papier, entführen den Besucher in eine schräge Welt, die von Wesen wie „smarten Paraphysikern“, „Sturzengeln“, einem „Radler im Angesicht des Zerfalls“ und einer „Matroserin“ bevölkert ist. Sie befinden sich in surrealer Schwebe und sind dennoch voll und ganz von dieser Welt, ihr bizarrer Spagat zwischen Alltag und Absurdität desillusioniert und verzaubert zugleich. Letzteres liegt nicht zuletzt an den eigenwilligen ornamentalen Strukturen des Untergrunds, aus dem bisweilen eigensinnige Bildelemente erwachsen. Hier wird zu Recht gefeiert, was in der Rückschau auf die düstere Dekade gern unterschlagen wird: Ihr befreiender Humor.
IKEDA Gallery Berlin, Christinenstr. 18–19, Pfefferberg, Mitte, Di–Sa 12–18, bis 30.7. 3325