Renaissance

Raffaels Madonnenbildnisse in der Gemäldegalerie

Eine Kabinettausstellung in der Gemäldegalerie präsentiert frühe Madonnenbildnisse des Renaissance-Malers

Weitgereist: „Madonna mit den Nelken“ aus der National Gallery London
Foto: The National Gallery, London

Raffael war erst 37, als er vor bald 500 Jahren in Rom starb. Und bevor im neuen Jahr der 500. Todestag des 1483 in Urbino geborenen Italieners gefeiert wird, der neben Michelangelo und Leonardo da Vinci als einer der bedeutensten Künstler der Renaissance gilt,  preschen die Staatlichen Museen schon mal vor. Die Kabinettausstellung „Raffael in Berlin“ kombiniert fünf Gemälde aus den eigenen Beständen und einzelne Papierarbeiten mit einer spektakulären Leihgabe aus der Londoner National Gallery: die jugendlich wirkende „Madonna mit den Nelken“ (um 1507). Sie geht erstmals seit langem auf Reisen.

Fast wäre die Schöne im 19. Jahrhundert für die Berliner Museen angekauft worden. Doch das Gemälde wurde als zu teuer befunden und ging 1853 nach England. Nun entfaltet das packende Kleinformat neben dem Berliner Prunkstück, der „Madonna Terranuova“ (um 1505), für deren Ankauf sehr viel mehr Geld bezahlt wurde, auf roter Damast-Tapete beste Wirkung. Dargestellt sind auf „Madonna Terranuova“ die Mutter Gottes und das Christuskind neben dem kleinen Johannes dem Täufer sowie einem unbekannten Knaben.

Wer das dritte Kind mit dem Heiligenschein auf diesem frühesten Rund-Bildnis Raffaels ist, gibt Rätsel auf. Einig sind sich die Experten indes, dass in den weichen Konturen und der entwickelten Räumlichkeit des Bildes der Einfluss Leonardos zu entdecken ist. Die ausgestreckte linke Hand seiner Maria habe Raffael von dessen „Madonna mit der Garnwinde“ entlehnt. Abgekupfert wurde schon vor 500 Jahren. Aber darum geht es nicht in dieser außergewöhnlichen Ausstellung.

Sie ist nicht in den italienischen Kontext ihrer Zeit eingebettet, sondern ragt im nordalpinen Teil der Gemäldegalerie als Solitär zwischen Dürer und den alten Niederländern hervor (in den Räumen mit italienischer Malerei warten weitere attraktive Madonnen von Botticelli, Mantegna u.a.). Denn für die Sammlungsgeschichte der Berliner Museen ist Raffael insofern wichtig, als seine Werke bereits 1821 bis 1854 angekauft wurden. Die aktuelle Schau wirft somit ein Schlaglicht auf die Historie, denn Werke Raffaels waren bereits 1830 bei der Gründung des ersten Museums in Berlin sehr gefragt. „Er war im 19. Jahrhundert heiß begehrt von allen Museen“, sagt Kuratorin Alexandra Enzensberger. 

Ausgestellt wurden seine Marienbildnisse zunächst im Königlichen Museum (heute Altes Museum), dann im Kaiser-Friedrich-Museum (heute Bode-Museum) und später in Dahlem. In den 1990er Jahren zog die Gemäldegalerie ans Kulturforum, wo Raffael sonst Teil der Dauerpräsentation ist. Die Sonderschau hängt die Madonnen nun Raum nebeneinander, was einen besseren Vergleich erlaubt.

Auch Tapisserien Raffaels zählten einst zum Bestand auf der Museumsinsel. Sie gingen im Zweiten Weltkrieg verloren. Zur Erinnerung findet der Festakt zum 500. Todestag des Malers am 6. April 2020 im früheren Raffael-Saal (heute Gobelin-Saal) des Bode-Museums statt. Außerdem werden im Frühjahr zwei Ausstellungen mit Arbeiten aus dem Kupferstichkabinett präsentiert. Dann erfährt man – nach der Erwerbungspolitik – vielleicht etwas mehr über die Biographie dieses einzigartigen Künstlers.

Raffael in Berlin. Die Madonnen der GemäldegalerieGemäldegalerie am Kulturforum, Matthäikirchplatz, Tiergarten, Di–Fr 10–18, Do 10–20, Sa+So 11–18 Uhr, bis 26.4., 24.+31.12. geschlossen, 25.+26.12. 11–18, 1.1. 12–18 Uhr, 10/ erm. 5 €

Beitragsbild: imago images / Joko

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