Kürzlich wurde ein Künstler wegen eines Kunstwerks per Faustschlag niedergestreckt. Ein ziemliches Ausrufezeichen! Was ist passiert? Der niederländische Künstler Dries Verhoeven saß in einem Glascontainer auf dem Heinrichplatz, verabredete sich über die schwule Datingplattform Grindr mit Männern zu nicht-sexuellen Treffen und projizierte deren Namen, Fotos und Chats nur teilweise anonymisiert auf die Container-Wände, wo Passanten standen und mitlasen. Schon am zweiten Tag fühlte Parker T., von Verhoeven in den Container eingeladen, sich hintergangen und versetzte dem Künstler besagten Faustschlag. Nach fünf Tagen wurde das HAU-Projekt „Wanna Play?“ abgebrochen. Zu Recht, weil der Datenschutz nicht gewährleistet war. Doch das ist nicht das Spannende daran. Interessant ist, dass der Vorfall zeigt, wie wenig die meisten Kunstwerke provozieren, obwohl es doch immer mehr Interventionen gibt. Und wie sehr wir von Kunstwerken verlangen, sie sollen kritisch die wichtigen Themen der Zeit ansprechen, aber uns andererseits nicht über den Rahmen des Museums hinaus herausforden lassen wollen. Dabei hat Verhoeven nur etwas nach außen abgebildet, was im Inneren der Datenmaschinen sowieso passiert. Die aus der Cloud entwendeten Sex-Fotos von Stars haben es gezeigt: Unsere digitalen Daten sind nicht geschützt.