Museum für Fotografie

Skulpturen aus Licht: Wie das Bauhaus die Fotografie weitergedacht hat

Das Bauhaus postulierte ein „Neues Sehen“. Was das für die Bildkunst bedeutete und bedeutet, zeigt das Museum für Fotografie

T. Lux Feininger Bauhausbühne Dessau: Lichtspiel von Oskar Schlemmer mit dem Tänzer und Pantomimen Werner Siedhoff, 1928 Silbergelatinepapier © Staatliche Museen zu Berlin, Kunstbibliothek © Estate of T. Lux Feininger

László Moholy-Nagy, der Wunderwuzzi, respektive Alleskönner des Bauhaus, ist auch, was die Fotografie seiner Zeit angeht, eine Bank für Ausstellungsmacherinnen. Seine Auffassung des Neuen Sehens ist bis heute gleichzusetzen mit Fotoavantgarde: von der Art, wie er Licht einsetzte, bis hin zu seinen Fotogrammen, die er ohne Kamera entwickelte. An ihm und seinen Arbeiten führt aber auch deshalb kein Weg vorbei, weil er die Fotografie überhaupt erst am Bauhaus etablierte und lange dort der Einzige blieb – wobei er auch nicht wirklich allein war. Vieles von dem, das er in Weimar und Dessau entwickelte, kam aufgrund der technischen Fähigkeiten und der Experimentierfreude seiner damaligen Frau Lucia zustande. Beide sind in der Ausstellung „Bauhaus und die Fotografie. Zum Neuen Sehen in der Gegenwartskunst“ im Museum für Fotografie, eine Erweiterung der gleichnamigen Schau aus dem NRW Forum Düsseldorf, entsprechend vertreten. Herr Moholy zusätzlich noch in seiner Funktion als Ausstellungsmacher, da eine szenische Rekonstruktion der Werkbund-Ausstellung von 1929 Teil der aktuellen Ausstellung ist.

Unter dem Titel „Film und Foto“ (FiFo) versammelte der gebürtige Ungar damals unterschiedliche Arbeiten, um herauszufinden, wohin die Reise in der Fotografie gehen würde. Gar nicht mal so besonders weit, kann man im zweiten Teil der Ausstellung sehen. Denn die zeitgenössischen Positionen, die mit den damaligen Arbeiten manchmal etwas gewollt in Dialog treten sollen, zeugen meistens davon, dass eine als modern geltende Fotografie-Sprache bis heute auf diesem damals entwickelten Neuen Sehen beruht. Viele Künstlerinnen arbeiten weiterhin mit Überblendungen und Ausschnitten, oder nehmen gleich konkret Bezug auf einzelne Werke. Wie zum Beispiel Douglas Gordon mit „Punishment Exercise in Gothic“, der sich auf Max Burchartz ikonisches„Lotte“-Porträt bezieht – das allerdings sehr viel weniger selbstbezogen ist als die Arbeit des Schotten. Und damit, vielleicht sogar unabsichtlich, doch eine zumindest bemerkenswerte Weiterentwicklung in der Kunst zeigt.

Thomas Ruff, der sich auf die Spiraltechnik von Moholys Fotogrammen beruft, zeigt dagegen mit seinen großformatigen Arbeiten der „phg“-Serie Beispiele für gelungene Integration digitaler Technik – etwas, das ja auch keine unbedeutende Weiterentwicklung der Fotografie in den letzten Jahren ist.

Und auch die Raumdeutung der Bauhäusler, ihre architektonische Strenge und Geometrie findet sich wieder, zum Beispiel in den Arbeiten der Schweizerin Dominique Teufen, die gläserne Gebilde zu prismatischen Blitzlichtskulpturen zusammengesetzt hat. Sie schafft damit ähnliche Raumillusionen wie das Schweizer Künstlerduo Taiyo Onorato und Nico Krebs, das für seine farbigen, verwirbelten Lichtskulpturen eigens Rotationsapparate entwickelte, um deren Lichtspuren einzufangen – und damit zusammen mit Arbeiten Teufens ein Highlight der Ausstellung schuf, für das allein sich der Besuch lohnt.

Museum für Fotografie Jebenstraße 2, Charlottenburg, bis 25.8., Di–So 11–19, Do bis 20 Uhr, 10/ erm 5 € 3325

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