Auf den Kartons jedenfalls sind Fotos eines Mannes befestigt. Er schläft, in seine Decke eingewickelt. Man sieht allerdings nur die Füße. Es ist still. Er schläft, vielleicht träumt er ja.
Überhaupt beherrscht weiße Farbe die Ausstellung von Steve Bishop. Es ist die weiße Farbe der Stille oder des unbesonnenen Drauflosredens. Der 1983 in Toronto geborene Künstler lebt und arbeitet heute in London. Thema seiner aktuellen Ausstellung bei Supportico Lopez ist die Aktion als absichtlicher wie unabsichtlicher Vorgang: Bishop versucht, den Moment des Geschehens und das emotionale Gewicht, das aus jeder Aktion hervorgeht, zu fixieren.
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Drei Bilder der Serie „I’m not Good With Faces“ sind unter anderem zu sehen. Bishop nutzt dabei etwa die in England sehr verbreiteten Steckdose speziell für Rasierapparate als Symbol. Und das Icon eines Mannes, der keinen Mund hat. Die Stelle bleibt weiß. Scheinbar hat er keine Stimme. Doch auf eine Art kann er trotzdem kommunizieren. So wie auch, wenn sich aus einem Text kein für alle verständlicher Sinn ergibt, jeder Rezipient in den Wörtern einen eigenen Sinn aufspüren kann.
Bishop gelingt es auf sehenswerte Weise, den performativen Aspekt, die Natur einer Aktion und deren symbolische Darstellung, künstlerisch einzufangen. Vielleicht genau deswegen scheint es „easier to love your song than to love you“, wie auch der Slogan der Schau lautet: Oft ist es einfacher, den Klang einer Stimme zu speichern und sich in diesen Gesang zu verlieben, als eine Person in ihrer Ganzheit und mit ihrem unbeständigen Charakter zu verstehen.
Text: Giulia Carobene
Foto: Carlos/Ishikawa, London and Supportico Lopez, Berlin and Steve Bishop
tip-Bewertung: Sehenswert
Steve Bishop: It Is Easier To Love Your Song Than It Is To Love You Supportico Lopez, Kurfürstenstraße 14/b, Tiergarten, 1.3. – 12.4., Di-Sa 11-18 Uhr
Text: Giulia Carobene