Flower-Power-Ausstellung

„Summer of Love: Art, Fashion and Rock‘n‘Roll“ im Palais Populaire

Mehr als Sex and Drugs: Das Palais Populaire feiert den „Summer of Love“ und die psychedelische Revolution mit Artefakten aus der Hippie-Ära

Zeichen des Protests, Foto: Randy Dodson / Courtesy Fine Arts Museums of San Francisco and Mickey McGowan, San Raphael, CA

Janis Joplins Handtasche ist bunt, selbstgemacht, individuell. Die legendäre Sängerin, die den Sound der Hippie-Generation nachhaltig prägte, konnte sich nicht lange an dem aktuell im Palais Populaire gezeigtem Stück erfreuen, sie starb 1970. Die Handtasche ging in den Besitz der Beat-Dichterin Lenore Kandel über, die diese wiederum einer Freundin vermachte, die sich im Umfeld der Hells Angels bewegte. Alles gehört zusammen. Design, Musik, Literatur, Gegenkultur. An der Handtasche lassen sich gleich mehrere Bezugs- und Entwicklungslinien ablesen, die den kreativen Geist in San Francisco der Sixties definierten.

Janis Joplins Handtasche, Foto: Randy Dodson / Linda Gravenites / Courtesy of the Fine Arts Museums of San Francisco



Die Künstler entdeckten alte Techniken, sie verbanden Pop-Art, Comics und Bilder der Massenkultur mit mystischen Symbolen, Jugendstil und indigenen Traditionen. Die Musik der Westcoast-Bands wie Grateful Dead und Quicksilver Messenger Service uferte unter Einfluss von LSD aus. Und moderne Gurus wie Timothy Leary, die Anarchotruppe Merry Pranksters und die Sponti-Theatermacher SF Mime Troupe riefen die psychedelische Revolution aus. Alles war grell erleuchtet und far out.

Im Hintergrund brodelte der Vietnamkrieg, die Black Panthers radikalisierten die afroamerikanischen Communitys und immer mehr Minderheiten stritten um ihre Rechte.

Diese ästhetischen und sozialen Bewegungen gingen zu großen Teilen von San Francisco aus und kulminierten im titelgebenden „Summer of Love“ des Jahres 1967. Das Palais Populaire zeigt ein halbes Jahrhundert später eine vom Fine Arts Museum of San Francisco konzipierte Ausstellung, in deren Zentrum Mode, Plakatkunst, Fotografie, Avantgarde-Filme und eine Light-Show stehen. Schnell wird klar, dass es damals um weit mehr als Sex and Drugs and Rock ‘n‘ Roll ging.

Man wollte eine neue Welt, die Teilhabe und Toleranz einforderte und die sich über festgelegte soziale, sexuelle und kulturelle Regeln hinwegsetzte.
Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass heute die im Kern antikapitalistische und konsumkritische Flower Power im Hause der Deutschen Bank gewürdigt wird. Aber wie sang schon Bob Dylan: „The Times They Are a-Changin“.

Summer of Love: Art, Fashion and Rock‘n‘Roll Palais Populaire, Unter den Linden 5, Mitte, tgl. außer Di 10–19 Uhr, Do 10–21 Uhr, Eintritt: 9/6 €, bis 28.10.

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