Susi Pop singt nicht, aber sie covert. Seit mehr als 20 Jahren schon beschäftigt sie sich mit Bildmotiven, die über Skandal und Politisierung der Kunst in die Öffentlichkeit (zurück) fanden und plötzlich in Reproduktionen allgegenwärtig sind. Dazu gehören etwa Kirchners „Straßenszene„, mit der die so gerne verdrängte Geschichte der Kunstaneignung durch die Nationalsozialisten, von der deutsche Museen bis heute profitieren, wieder zum Thema wurde. Oder Picassos „Guernica“ und der RAF-Zyklus von Gerhard Richter, die das symbolische Kapital der Künstler erhöhen und Diskurse auslösen, die zum Stellvertreter politischer Debatten werden. Auch Courbets lange verschollen geglaubtes Bild „Der Ursprung der Welt“ gehört dazu.
Einige ihrer magentafarbenen Coverversionen zeigt Susi Pop jetzt in der Ausstellung „lost & found“ in der Galerie Zwinger, die zugleich einen ersten umfangreichen Katalog „Susi Pop bin ich“ herausgebracht hat. Das ist nicht nur eine Relektüre von öffentlichen Erregungskurven, die sich an Bilder knüpfen, sondern auch von Kunststrategien, die an der Marktfähigkeit der künstlerischen Identität arbeiten. Susi Pop selbst verweigert daher noch immer den persönlichen Auftritt und lässt lieber ihre Modelle für sich sprechen. Dass dies seit 20 Jahren nicht langweilig geworden ist, sondern Susi Pop sich inhaltlich immer weitere Felder erschlossen hat, beweist ihr Buch.
Text: Katrin Bettina Müller
Susi Pop „lost & found“, Galerie Zwinger, Gipsstraße 3, Mitte, Di-Fr 14-19 Uhr, Sa 12-18 Uhr, bis 9.5.2009
Weitere Ausstellungen:
Jozef Robakowski m Polnischen Institut
Stefan Panhans in der Galerie Olaf Stüber
Hap Grieshaber im Kunstforum der Volksbank