„Wenn man vom Tiger spricht, dann kommt er“, sagt man gerne in Korea. Der japanischer Künstler Gan Ku aus dem 18./19. Jahrhundert hingegen bekam in seinem ganzen Leben keine Streifenkatze vors Gesicht – obwohl er fast 90 Jahre alt wurde. Da Tiger-Gemälde in Japan aber damals der letzte Schrei waren, machte sich Gan Ku mittels mitgebrachter Felle schlau über die Anatomie der Großkatzen – auch für diesen sechsteiligen Stellschirm von 1822 (Abb.) aus der so genannten Tokugawa-Zeit: Tusche und Farben auf insgesamt stattlichen 3,5 Metern Papier. Die Schau zeigt viele solcher Megaformate. Sicher das Richtige für alle, die nach Löwen-Kuhnert in der Alten Nationalgalerie mal den Kontinent wechseln wollen. Anders als Löwen sind Tiger übrigens echte Eremiten.
Text: Stefan Hochgesand
Foto: Jörg von Bruchhausen
Museum für Asiatische Kunst Lansstr. 8, Dahlem, Di–Fr 11–17 Uhr, ?Sa+So 11–18 Uhr, bis 10.1.2016