Street- und Urbanart sind populäre Phänomene in Berlin und zählen längst nicht mehr als subversive Untergrundkunst, wenn auch Pseudonyme und Sprache der Subkultur geblieben sind. Eine neue Generation gut vernetzter internationaler Straßenkünstler ist herangewachsen, die ihre wahren Identitäten immer weniger vor der Staatsmacht zu verstecken brauchen, dank Ausstellungen, wie Backjumps im Künstlerhaus Bethanien und in der Tate Modern, London.
Faszinierende Einblicke in die Kunstform bietet das Festival Urban Affairs Extended in einem runtergerockten Stadtbad – in vielerlei Hinsicht ein idealer Ort für Straßenkunst. Schon an der Außenfassade beweisen die Künstler ihr Können – mit einem famosen Frauenporträt des Berliner Sprühers El Bocho (dt. Eselchen) aus zweifarbigem Tape. Das Stadtbad Wedding war in den fünfziger Jahren eine der modernsten Badeanstalten, bis es vor acht Jahren dicht gemacht wurde und nun von Künstlern genutzt wird. Unter dem Motto „Streetart meets Fine Art“ zeigt das prall gefüllte Programm des Festivals bekannte internationale Straßenmaler, wie Banksy, Nomad, Emess, NEON, Mean Marek und Künstlercombos wie Zonenkinder, XOOOOX, Neromonga und die Gruppe Wallbreakers. Die Künstler integrierten den Rohzustand der Becken und Umkleiden des über hundert Jahre alten Bads in ihre Werke. In der Schwimmhalle präsentiert Kurator Fares Al-Hassan mit „Le Grand Poolais“ die Verschränkung von klassischer Malerei und Streetart. Aus einer Badewanne fliegen Fische des Künstlers Vectorian, NEON zeigt Graffiti-Skulpturen aus Badfliesen. Der Belgier ROA sprühte auf Spindtüren einen seiner charakteristischen Vögel, der beim Türenwenden morbide Einblicke in sein Inneres preisgibt.
Text: Laila Niklaus
tip-Bewertung: Sehenswert
Urban Affairs Extended Stattbad Berlin, Gerichtstraße 65, Wedding, Di-Sa 14-20 Uhr, bis 31.7.2009, Programm unter www.urbanaffairs.de