Kunststadt Berlin

Zehn Tipps zum Gallery Weekend 2019

Expeditionen ins Galerienreich! Gallery Weekend, das heißt: viel sehen, viel laufen und viel entdecken. Hier kommen (noch) geheime Geheimtipps, neue Orte und alte Meister*innen. Alles zu sehen am Wochenende vom 26.–28. April

Konrad Fischer zeigt an neuem Ort neue Arbeiten von Richard Long, Foto: Denise Hooker

Unterwasserwelten 
Zuletzt konnte man sich bei der Ausstellung zum Gasag-Kunstpreis in der Berliner Galerie mit den Arbeiten des schweizerischen Künstlers Julian Charrières bekannt machen. Mit „Silent World“ geht es bei Dittrich & Schlechtriem unter Wasser weiter. Mithilfe von Fotografie und Videos lässt Charrière einen Blick auf Versunkenes wie das Wrack der U.S.S. Saratoga zu, zeigt im Wasser versunkene Höhlen mit schwebenden Körpern von Tauchern und verknüpft diese Bildwelten mit seiner künstlerischen Forschung im Spannungsfeld von Umweltwissenschaft und Kulturgeschichte. Absolut sehenswert!
Silent World – Julian Charrière Dittrich & Schlechtriem, Linienstr. 23, Mitte; 27.4.–29.6., Di–Sa 11–18 Uhr, Gallery Weekend: Fr 18–21, Sa+So 11 bis 19 Uhr


Kunst – Tagebücher 
Der 1994 im Alter von 50 Jahren früh verstorbene Michael Buthe war eine schillernde Gestalt der BRD-Kunstszene und inspirierte als Professor an der Düsseldorfer Akademie eine Generation von Künstlern. Zu seinem 25 Todestag und 75. Geburtstag wird ihm eine eigenwillige Form der Retrospektive in Form seiner mit Zeichnungen, Collagen und Malerei vollgestopften Tagebücher zuteil. Zwischen den Seiten entfesselt sich ein durchaus konzeptioneller und den Entwicklungen des Künstlers folgender Reigen aus Eindrücken, Aufnahmen und Reflexionen. 
Tagebücher und Buchobjekte 1963 bis 1994 – Michael Buthe Galerie Judin, Potsdamer Str. 83 (Hof), Tiergarten; 27.4.–13.7. Di­–Sa 11–18 Uhr, Gallery Weekend: Fr 18–21, Sa+So 11–19 Uhr


Schwarz auf Weiß – Pendleton
Mit der Ausstellung von Werken des jungen US-Künstlers Adam Pendleton kann man sich ein Bild von einem der aufstrebenden Stars konzeptueller Kunst machen. Pendletons große, in schwarz und weiß gehaltenen Drucke spielen mit den Möglichkeiten der Sprache, verschiedene gesellschaftliche Themen anzusprechen, Fokus Rassismus und die Belange der Afroamerikaner. Innerhalb kürzester Zeit hat er mit seinen Werken und Performances die Museen und Galerien in den USA erobert, hier ist er nur wenigen bekannt. Bislang.
Who We Are – Adam Pendleton Galerie Max Hetzler, Bleibtreustr. 45 + Goethestr. 2/3, Charlottenburg; 26.4.–29.6. Di–Sa 11–18 Uhr, Gallery Weekend: Fr 18–21, Sa+So 11–19 Uhr


Altmeister der Konzeptkunst
Das Künstlerkollektiv Art & Language ist in ganz unterschiedlichen Formen – als Duo, Netzwerk, Kollektiv – eine Konstante des Kunstbetriebs und Freunden der Konzeptkunst ein Begriff. Im Zentrum der Arbeit von Art & Language, die heute von Michael Baldwin und Mel Ramsden aus ihrem Studio in der Nähe von Oxford aus konzertiert wird, steht dabei von jeher das Hinterfragen von Annahmen, Parametern und Genres von Kunst. Die etwas umständlich Devinera qui pourra (figure it out who can) betitelte Ausstellung versammelt Arbeiten von 1987 bis heute.
Devinera qui pourra – Art & Language Galerie Michael Janssen, Potsdamer Str. 63, Tiergarten; 27.4.–3.8. Di–Sa 11–18, Gallery Weekend: Fr 18–21, Sa+So 11–19 Uhr


Eröffnung mit Altstar
Eine der ganz spannenden Galerieneuigkeiten 2019 kommt von der Konrad Galerie, die jetzt sehr vielsprechende Räume in einem alten Industriekomplex in Mitte bezieht – und dort gleich zur Eröffnung mit neuen Arbeiten des Land-Art-Veteranen Richard Long aufschlägt. Für dessen große, archetypischen Arbeiten aus Holz oder Stein, siehe Abbildung links, wird sich dort sicher Platz finden.
Richard Long, Konrad-Fischer-Galerie, Neue Grünstr. 12, Mitte, bis 27.7., Gallery Weekend: Fr 18–21, Sa+So 11–19 Uhr


Kartenmaterial
Die erste Einzelausstellung des philippinischen Künstlers Cian Dayrit versammelt Arbeiten, die sich entlang von Kartographie und Landkarten bewegen. Dayrit stellt eigene Landkarten mit politischen Konnotationen und Verdrehungen aus besticktem Stoff her. Für andere Arbeiten benutzt er alte, koloniale Landkarten, die er mit Collagen und Übermalungen verfremdet. Der Ansatz ist klar politisch-postkolonial und schafft visuellen Raum, um zur Auseinandersetzung mit unserer Weltsicht einzuladen.
Beyond the God’s Eye – Cian Dayrit Nome Gallery, Glogauer Str. 17, Kreuzberg; 27.4.–12.6., Di–Sa 11–19 Uhr, Gallery Weekend: Fr 18–21, Sa+So 11–19 Uhr, Gallery Weekend Sa+So 11 bis 19 Uhr


Holzmarkt: WIDERKUNST II
Fast alles, was im Holzmarkt-Projekt an Kreativen involviert ist, macht bei der zweiten Auflage des Kunstevents Widerkunst II mit. Und das bedeutet, dass neben den Residents, die ihre Ateliers und Studios öffnen, auch diverse Orte auf dem Gelände zum Gallery Weekend involviert werden, zum Beispiel das Säälchen, die Artistenhalle und die Container auf dem Nordteil. Daneben wird auch der eigene Kunstbestand hergezeigt. Am Sonntag gibt es ab 17 Uhr eine Auktion, und Samstagnacht selbstverständlich auch eine große Party!
Widerkunst II Holzmarkt Holzmarkstr. 25, Mitte, 25.–28.4.


Leere Landschaften
Der deutsche Begriff Hinterland, der ähnlich wie Kindergarten und Bratwurst selbst im Englischen gebräuchlich ist, beschreibt die Landschaft hinter oder jenseits eines Zentrums oder Fokuspunktes. Von Berlin aus gesehen kann das natürlich nur Brandenburg bedeuten und genau dieses raue Land draußen mit seinen weiten Ebenen, struppigen Wäldern und seiner Melancholie hat der Fotograf und Villa-Massimo Stipendiat Hans-Christian Schink in wundervollen, mit leisen Stimmungen aufgeladenen Landschaftsfotografien festgehalten. Ein Muss für alle, die ein Herz für traurig-schöne Bilder haben.
Hinterland – Hans-Christian Schink Robert Morat Galerie, Linienstr. 107, Mitte, Di–Sa 12–18 Uhr, bis 4.5., Gallery Weekend: Fr 18–21, Sa+So 11–19 Uhr


Freie Szene zum Gallery Weekend
In der Galerie Kunstpunkt findet mit RAUMOHNERAUM #06 eine Ausstellung von in Berlin ansässigen künstlerischen Projekten und Initiativen statt, die – neben Kunst und Künstlern – auch die intensiv diskutierte Raumfrage sichtbar macht. Unter dem Titel „Sense-In“ werden drei unterschiedliche Ansätze künstlerischer Projekte vorgestellt, die über keine eigenen Räume zur Realisierung ihrer Arbeit verfügen. Zudem gibt es den Launch der „Prolog 19“, einer in Berlin gemachten Zeitschrift für Zeichnung und Text mit einer begleitenden Ausstellung.
Sense-In RAUMOHNERAUM #06 C/O Kunstpunkt Berlin, Schlegelstr. 6, Mitte; 26.4.–12.5., Do–So 15–19 Uhr, Gallery Weekend: Fr 18–21, Sa+So 11–19 Uhr

Texte: Iris Braun, Philipp Koch

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