Große Kunst für kleine Kinder: Im Me Collectors Room ist mit Zoo Mockba eine Spiezeug-Menagerie zu Gast, die die sowjetischen Künstleravantgarde gestaltet hat
Frosch, Pelikan und Bär, dazu Giraffe, Löwe und Affe – alle in bunten Farben, die meisten aus Zelluloid, Plastik oder Polyethylen und in jedem Fall aus der Sowjetunion: Viele der bunten Spielsachen, die gerade im Me Collectors Room gezeigt werden, sind große Kunst für kleine Kinder. Und sie sind auf ihre Art hochpolitisch, waren sie doch gestalterisch eine der wenigen Möglichkeiten der künstlerischen Avantgarde des Landes, sich in der Moderne zu bewegen und Freiräume zu nutzen, die es sonst in der Kunst oft nicht gab.
Entsprechend lassen sich etliche Objekte mittlerweile sehr bekannten Künstlern zuordnen, die mit ihren Biografien auch in der Ausstellung vorgestellt werden. Zu den richtig Großen gehört beispielsweise Lew Smorgon. Der berühmte Bildhauer und Maler gestaltete bis in die 1970er Jahre hinein Spielzeug. Aber auch Lew Razumovsky, der einarmige Maler, von dem viele Werke auch in der Petersburger Eremitage zu sehen sind, hat sich an Spielzeugfiguren versucht. Auch berühmte Gestalter der DDR wie der Expressionist Ali Kurt Baumgarten oder die Tschechin Libuše Niklová gehörten zu den Designern. Beide haben die Figuren in ihrer Heimat entworfen, gegossen wurden sie dann in der Sowjetunion. Die Figuren von Boris Worobjew dagegen sind die ältesten und naturalistischsten. Berühmt wurde er jedoch später durch seine Tierskulpturen, die in vielen Museen in der ganzen Welt zu finden sind.
Insgesamt ermöglichen 150 Werke von elf Künstler*innen aus der Sammlung Köpcke/Weinhold geradezu exemplarisch einen Einblick in die Spielzeugwelt der Sowjetunion zwischen Ende der 40er-Jahre bis etwa ins Jahr 1980. Mit insgesamt 400 Exponaten ist diese Sammlung die größte ihrer Art außerhalb Russlands. Und die beiden Berliner Sebastian Köpcke und Volker Weinhold sind mehr oder weniger durch Zufall darauf gestoßen – beim Surfen auf Ebay: „Wir haben gleich einen Schwung gekauft und gesagt, das wird unsere nächste Ausstellung“, sagt Köpcke. „Man hat Bilder im Kopf von grauen Städten und traurigen Menschen und sieht dann diese Spielzeuge, die das totale Gegenteil darstellen.“ Und sein Sammlerkollege Weinhold ergänzt: „Es sollte hier ums Kind gehen, nicht um irgendeine Doktrin. Deswegen strahlen die Figuren so viel Lebensfreude aus“.
Me Collectors Room/StiftungOlbricht Auguststr. 68, Mitte, bis 22.4., Mi–Mo 12–18 Uhr, 8/ erm 4€, me-berlin.com