9.30 Uhr, Nollendorfplatz. Noch bevor man ihn auf seinem Fahrrad gesehen hat, ist Aydin Akin schon von Weitem zu hören: Aus einem an seinem Rad angebrachten Lautsprecher plärrt eine schrille Melodie, immer wieder untermalt von Akins Trillergepfeife und Megafonansagen. Wenn er in die Maaßenstraße einbiegt, fällt der 72-Jährige auch optisch auf. Wie ein Sandwich-Mann trägt er auf seiner Bauch- und Rückenseite gelbe Papptafeln, auf die er Forderungen niedergeschrieben hat. Seit 2005 ist der Steuerberater fast täglich von Schöneberg über Tiergarten bis Neukölln auf Protesttour. Das Anliegen des seit 47 Jahren in Berlin lebenden türkischen Familienvaters: Er will das kommunale Wahlrecht für Einwanderer, möchte als Steuerzahler in seinem Bezirk Schöneberg über Veränderungen mitentscheiden. Viel erreicht hat er in dieser Sache noch nicht. Doch aufgeben kommt für ihn nicht infrage – obwohl er schon angepöbelt wurde. Stattdessen träumt er nun davon, ein Buch zu seinem Thema und seiner Geschichte zu schreiben.
Text: ELA
Foto: Lena Ganssmann