Schließlich bekommt man nicht alle Tage die Gelegenheit, zu erleben, was sich Entertainment-Unternehmer wie Peter Schwenkow so unter Erotik und dem „Ambiente der wilden und verruchten 20er Jahre“ vorstellen. Zuerst betritt eine Frau die Bühne, die sich als „Miss Evi“ vorstellt, pro Minute 27-mal ganz doll mit den Augen zwinkert und fragt, ob wir heiß seien, und sie meine übrigens nicht die Raumtemperatur.
Dann kommen zwei Männer und jonglieren mit Keulen. Als nächstes singt Miss Evi „Money Makes The World Go Round“. Danach tanzt jemand eine Flamenco-Parodie mit einem zusätzlichen Bein. Endlich scheint Großes im Anmarsch: Die Jongleure tragen ein Gerüst auf die Bühne. Eine Turnerin in schwarzem Schlüpfer und Strumpfhosen beginnt, daran herumzuklettern und nestelt dabei an ihrem Oberteil. Es ist der spannendste Moment des Abends, weil die bemitleidenswerte Akteurin sich sehr konzentrieren muss, mit der einen Hand am Top zu fingern, ohne mit der anderen am Gerüst vorbeizugreifen. Erleichtertes Aufatmen, als sie die brustwarzenbedeckenden Bommeln endlich freigelegt hat: Die Unfallgefahr ist vorbei, jetzt kommen wieder die Keulentypen. So geht es im Wesentlichen bis zur Pause weiter: Die Männer jonglieren, die Frauen entblößen Klebebommeln an ihrem Busen.
Man würde ja wirklich gern schreiben, dass diese „New-Burlesque-Show“ altbacken, verklemmt oder peinlich war. Aber noch nicht mal dieses Kompliment kann man ihr machen: „Black Flamingo“ ist einfach nur so gähnend langweilig, dass ich in der Pause geflüchtet bin. Auf dem Weg zum Ausgang hängt ein Werbeplakat: „Das gibt’s nur einmal – das kommt nie wieder!“ Hoffentlich!
Text: Christine Wahl
Foto: Sonja Schönberger
tip-Bewertung: Ärgerlich
Black Flamingo Wintergarten-Varietй, Potsdamer Straße 96, Tiergarten,
Mo-Fr 20 Uhr, Sa 19.30 + 23.30 Uhr, So 18 Uhr
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