Das Spektakel der Saison! „Ich bin dein Traum, du kannst mir vertrauen“, so lautet das Credo der mit 15 Millionen Euro Produktionskosten teuersten Grand Show des Friedrichstadtpalastes. „Blinded By Delight“, als Parodie des Bruce Springsteen-Klassikers „Blinded By The Light“, ist dabei musikalisch poppiger (im zweiten Teil rockiger) geraten als vormalige Shows. Sehr laut wie immer. Unser Autor Kai Luehrs-Kaiser hat sich die Show angeschaut und freute sich über die Choreographien, Disco-Outfits und den beineschmeißenden Swarovski-Prunk der Girlreihe.
Heidi Klum bei der Premiere von „Blinded By Delight“
Die Kostüme kommen von US-Modedesigner Jeremy Scott. Bei der Premiere konnte er Rosen von Heidi Klum persönlich entgegennehmen. Zwischen candyfarbenen Disco-Outfits, Quietscheentchen und Ganzkörper-Leggings oszilliert sein Werk. Deutlich weniger exzentrisch als früher bei (dem die Premiere beehrenden) Jean-Paul Gaultier. Gut eignen sich die hautengen Tauchanzüge, um pinke Pfützenballetts im Wasserbad aufzuführen. Auch sind einige Choreographien dunkler, rougher und ruhiger als früher, wo alles total auf Glamour gebürstet war.
Die Story des ‚Lebe-deinen-Traum‘ trägt nicht so recht. Warum wird dieser Traum ständig von Glücks- und Kuschelhormonen umtänzelt? (Alptraum, ick hör‘ dir trappsen…) Auch sind schlimme Titel wie „Mach mal Happy Hour“ nur eine Schrecksekunde vom Schlager weg. Ist aber egal, denn – wie immer – steht und fällt der Friedrichstadtpalast mit all jenen Akrobatik-Acts, die mit der Geschichte sowieso nichts zu tun haben.
Lebende Flummis auf Spielplatz-Wippen
Hier sind super Sachen drunter. Bereits die lebenden Flummis auf Spielplatz-Wippen – Team Lift-Off! – ist gelungen. Handstand-Akrobatin Viktoriia Dziuba besitzt Bänder und Bandscheiben aus Gummi-Twist. Sie kann ihre Wirbelsäule in einen Korkenzieher verwandeln. Auch die vertikale Bettwurst des Duo Rings – kulminierend in einem Kuss – animiert zum Nachmachen.
Vor allem zeigen die Salto Mortale-schlagenden Fahrradfahrer der Supersonic Crew an Rampen und Halfpipes, was auf der größten Bühne der Welt noch nie zu sehen war. Toll! Dank Vorschusslorbeeren und gutem Ruf sind schon jetzt doppelt so viele Karten vorverkauft wie bei der vorangegangen, erfolgreichsten Show bislang. Licht macht blind? Gegen den beineschmeißenden Swarovski-Prunk der Girlreihe bleibt alles andere: zappenduster.
- Friedrichstadtpalast Friedrichstr. 107, Mitte, Di–Sa, jeweils 19.30 Uhr, Sa+So 15.30 Uhr, Karten von 39,90 € bis 449,90 €, mehr Infos hier
Stefanie Reinsperger und Kathleen Morgeneyer über Brechts „Die heilige Johanna der Schlachthöfe“. Sie hat den Instinkt fürs Theaterglück: Schaubühnen-Schauspielerin Jule Böwe. „Die Welt ist eben nicht zugemauert“: Martin Wuttke im Gespräch. Was sonst noch so los ist auf Berlins Bühnen, findet ihr in unserer Übersicht über aktuelle Termine und Texte rund um Kultur und Theater. Nichts verpassen: Unsere Veranstaltungstipps.