Das in Kyjiw beheimatete Netzwerk Pictoric veröffentlicht seit Kriegsausbruch Arbeiten ukrainischer Illustratorinnen und Illustratoren, die sich mit dem Einmarsch der russischen Armee in ihre Heimat befassen. Gemeinsam mit dem Schaltzeit Verlag hat der tipBerlin das Buch „Bilder gegen den Krieg“ herausgegeben, das die aktuellen politische Illustration aus der Ukraine präsentiert. Die Werke vereint die Dringlichkeit der historischen Situation und der klar formulierte Anspruch der Initiative, diese Bilder in die Welt zu tragen.
Ukraine: Was einen in Friedenszeiten beschäftigte, ist plötzlich egal
Seit dem 24. Februar 2022 ist das Leben in der Ukraine ein anderes. Alle Pläne, Träume und Erwartungen verpufften, alle künstlerischen Projekte, die man Monate zuvor vereinbart und entwickelt hatte, wurden abgesagt. Der größte Teil des Landes erwachte an jenem Morgen in einer völlig anderen Realität. Egal, was einen in Friedenszeiten beschäftigt hatte, nun musste man seinen Weg wählen, um dem Angreifer entgegenzutreten.
Auch ukrainische Illustratorinnen und Illustratoren mussten eine Wahl treffen. Und sie taten es: Nach wenigen Tagen der Bestürzung besannen sie sich und spitzten die Bleistifte, um auf ihre Art für die Freiheit der Ukraine zu kämpfen. Manche befanden sich in erschreckender Nähe zu den umkämpften Gebieten, sie zeichneten in Bunkern und verschickten ihre Bilder in einer Atempause zwischen den Bombardierungen in die sozialen Netzwerke. Andere führten grafische Tagebücher in ihren Verstecken, hielten aufgeschnappte Dialoge zwischen den Menschen fest, zeichneten Porträts ihrer Nachbarn. Wieder andere ermutigten ihre Landsleute mit ironischen Motiven.
Bevor die russische Invasion in der Ukraine begann, hat Pictoric, eine Organisation ukrainischer Illustratorinnen und Illustratoren, mit viel Leidenschaft Projekte ins Leben gerufen und entwickelt. Das Ziel war, junge ukrainische Künstlerinnen und Künstler international zu fördern. Diese Projekte widmeten sich der Vielfalt in der Ukraine: verschiedene Regionen, verschiedene soziale Gruppen, althergebrachte und neu entstandene Traditionen, kleine und große Eigenheiten des europäischen Landes. Zudem organisierte Pictoric im Rahmen des Kyjiwer Buch-Arsenals eine Illustrationsausstellung mit Werken von Künstlerinnen und Künstlern aus aller Welt.
Diese Bilder sollten helfen, mutig zu sein und den Feind nicht zu fürchten
Am 24. Februar 2022 hat sich das Leben aller Ukrainerinnen und Ukrainer verändert. Nachdem die ukrainischen Illustratorinnen und Illustratoren den Schock der ersten Tage der russischen Invasion überwunden hatten, begannen sie ihr künstlerisches Talent zu nutzen. Manche befanden sich in erschreckender Nähe zu den umkämpften Gebieten, sie zeichneten in Bunkern und verschickten ihre Bilder in einer Atempause zwischen den Bombardierungen in die sozialen Netzwerke. Andere führten grafische Tagebücher in ihren Verstecken, hielten aufgeschnappte Dialoge zwischen den Menschen fest, zeichneten Porträts ihrer Nachbarn. Wieder andere ermutigten ihre Landsleute mit ironischen Motiven.
Diese Bilder sollten helfen, mutig zu sein und den Feind nicht zu fürchten. Das Engagement beeindruckte uns und wir begannen diese hochaktuellen, lebendigen, ehrlichen, herzzerreißenden Werke, die die ukrainische Realität widerspiegeln, zu sammeln. Durch die Vernetzung von Pictoric entstanden anfangs Ausstellungen in aller Welt. Jetzt kommt, nur wenige Monate nach Kriegsbeginn, ein Buch heraus, das die aktuelle politische Illustration in der Ukraine dokumentiert. Wir glauben, dass die Illustration heute das mächtigste und effektivste künstlerische Instrument ist, mit dem sich die ukrainische Position in diesem Krieg vermitteln lässt.
Aus dem Vorwort von Anna Sarwira, Oleh Gryschtschenko und Olena Starantschuk (Pictoric)
– Bilder gegen den Krieg – Politische Karikaturen und Illustrationen aus der Ukraine herausgegeben von tipBerlin und Schaltzeit Verlag, Dt./Eng./Ukr., 128 S., 25 Euro. Erhältlich im Buchhandel oder unter www.tip-berlin.de/shop (ein Teil der Einnahmen wird der Ukrainehilfe gespendet).
Mehr Bücher in und aus Berlin
30 Jahre Kultur in Prenzlauer Berg: Wir haben mit der Kulturbrauerei einen neuen Jubiläums-Prachtband über die Institution gestaltet. Liebe und Leiden: Eine Audienz bei Ruth Herzberg, der „Queen vom Prenzlauer Berg“. Fünf Jahre Projekt „Weiter schreiben“: Literatur über alle Grenzen. Besondere Buchhandlungen in Berlin – aber lest doch selbst.