Der Online-Händler Bookbot holt gebrauchte Bücher kostenlos bei euch ab und übernimmt den Vertrieb. Den Erlös gibt es, sobald sich eine Käuferin findet. Durch eine neue Kooperation werden auch Berlins Kiezläden eingebunden.
Zuhause stapeln sich gebrauchte Bücher – wohin damit?
Kisten voller gebrauchter Bücher in den Hauseingängen Berlins sind nur die Spitze eines Eisbergs. Zuhause stapeln sich die Lektüren – wohin damit? Vieles, was ausgelesen ist, fängt nur Staub und könnte auch wieder weg. Außerdem: Gäbe es nicht genug Leute, die Interesse an einer kostengünstigen Übernahme hätten? Ein Bedürfnis, ein Markt – Match! So in etwa lässt sich die Idee hinter dem Online-Händler Bookbot beschreiben. Gründer Dominik Gazdoš kannte das Geschäft mit gebrauchten Büchern aus der Antiquariats-Arbeit. Dort gehen Drucke klassischerweise erst ein, nachdem sie 20 Jahre in Kellern und Garagen verbracht haben. Ein doppelter Wertverlust, denn nicht nur die Substanz leidet, sondern auch die inhaltliche Relevanz ist in vielen Fällen passé. Man müsste die Leute dazu bringen, ihre ungenutzten Bücher viel früher wieder in Umlauf zu bringen, so Gazdoš’ Gedanke. Mit Bookbot hat er 2019 eine Möglichkeit geschaffen, die mittlerweile Tschechien, die Slowakei, Deutschland und Österreich abdeckt.
In fast jedem neu produzierten Buch steckt die Chance eines Weiterverkaufs
So funktioniert Bookbot: Ein Foto der zuhause herumliegenden Bücher reicht aus, und Bookbot meldet zurück, welche sich zum Verkauf eignen. Der Transport ins Lager erfolgt wahlweise über eine kostenlose Abholung, Post-Versand oder neuerdings durch Abgabe in einem kooperierenden Buchladen. Bookbot setzt einen Preis fest und übernimmt auch sonst alles, was den Verkauf umfasst. Den eigenen Anteil von 60 Prozent des Verkaufspreises abzüglich 1,19 Euro erhält man, sobald das Buch eine Käuferin gefunden hat. Dominik Gazdoš hat mittlerweile vier Millionen Bücher verkauft, glaubt aber, dass das Potenzial größer ist – in fast jedem neu produzierten Buch stecke doch die Chance eines Weiterverkaufs.
In Berlin ist Bookbot jetzt doppelt angekommen: Abhol-Fahrten für Bücherkisten lassen sich schon seit Längerem im gesamten Stadtraum buchen. Neuerdings sind aber auch vier Berliner Buchläden ins hybride Konzept eingestiegen: Buchbund in Neukölln, Golda books and more in Mitte, Werk 116 in Schöneweide und die Buchlounge Zehlendorf. Wer will, liefert gebrauchte Bücher dort ab – die Filiale kümmert sich um den Weitertransport. Jana Prokop, Inhaberin der Buchlounge, sieht das Interesse am Gebrauchtbuch noch wachsen. Das sei nicht nur gut für die ökologische Nachhaltigkeit und eine Chance für Menschen mit geringem Einkommen, man könne auch davon ausgehen, dass geleerte Regale zuhause dazu führten, dass neue Bücher angeschafft würden.
Hybrides Konzept: Bücher für Bookbot im Buchladen abgeben
Das hybride Konzept von Bookbot lässt den Einzelhandel aber auf eine weitere Weise am Gebrauchtbuch-Trend Anteil haben: Wer eine Filiale betritt, um Bücher abzugeben, hält sich dort vielleicht länger auf und wird Kund:in. Prokop kann mittlerweile berichten: „Ja, wir bemerken einen Zuwachs. Es kommen viele Kund:innen, die uns vorher noch nicht kannten, und dann gern noch ein wenig bei uns stöbern und natürlich in der Vorweihnachtszeit auch oft etwas kaufen.”
Anwohner:innen und Kund:innen, so Prokop, nähmen das neue Angebot sehr positiv auf. An ihrem Standort in Zehlendorf beobachte sie, wie insbesondere ältere Menschen einen großen Bedarf an Verkleinerung der eigenen Bibliothek hätten. Wie es mit dem Trend weitergeht, ob Deutschlands Buchläden gar die Etablierung eines Gebraucht-Buch-Großhandels ins Haus steht und jede Buchbestellung bald wählen muss: gebraucht oder neu? – das sehe Prokop bisher nicht. Eine gute Idee sei es aber allemal.
Mal wieder ausgiebig in einer Buchandlung schlendern? Wir haben für euch eine Auswahl interessanter Berliner Buchläden zusammengestellt. Polnisch, Spanisch, Englisch etc.? Vielleicht interessiert euch unsere Liste toller internationaler Buchläden für fremdsprachige Literatur. Noch mehr über Berlin als Literatur-Hauptstadt findet ihr auf unserer Themenseite „Bücher“.