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Bowie, Feminismus & Co.: So wird das Comic-Jahr 2020

Selbstfindung und Weltflucht: Abwesende Väter, Verschwörungstheorien, David Bowie und Feminismus: So wird das Comic-Jahr 2020 

Michael Allred widmet sich David Bowie und dessen Alter Ego Ziggy Stardust

Auf diesen Comic haben viele gewartet. Zehn Jahre nach „Hector Umbra“ erscheint im Juni der Auftakt von Uli Oesterles auf vier Bände angelegter Erzählung „Vatermilch“. In der im Entstehen mit dem Comicbuchpreis der Berthold Leibinger Stiftung ausgezeichneten Geschichte erzählt der Münchener Zeichner autobiografisch motiviert von abwesenden Vätern und dunklen Geheimnissen.

Außerordentlich persönlich ist Melanie Garanins Trauerbuch „Nils“. Die bei Berlin lebende Zeichnerin verarbeitet darin den Krebstod ihres jüngsten Sohnes. Andere deutsche Zeichner verhandeln gesellschaftspolitische Themen. In Lukas Jüligers Fabel „Unfollow“ sucht eine Art Messias die Erde auf, um die Menschheit digital zu einem alternativen Leben zu bekehren. Kathrin Klingers Heldin kämpft in „Über Spanien lacht die Sonne“ gegen Hasskommentare und Verschwörungstheorien.

Ins Reich von Fantasie und Science Fiction führen Meran und Bastien Vives mit dem Heldenepos „Für das Imperium“, die Fortsetzung der bildmächtigen „Isola“-Saga von Brenden Fletcher und Karl Kerschl, der neue japanische Manga-Hit „Demon Slayer“, die illustrierten Romane von Simon Stålenhag sowie die eindrucksvollen H.P. Lovecraft-Adaptionen des Japaners Gou Tanabe.

Comics eignen sich bestens für Charakterstudien. Ein Paradebeispiel ist Shane Simmons Meisterwerk „Das ungelernte Leben des Roland Gethers“. Das minimalistische Album war jahrelang vergriffen, nun wird es neu aufgelegt. Sonderlich sind auch Anna Haifischs „The Artist“ und Moa Romanovas Alter Ego „IdentiKid“, die als Millenials zwischen Party und Panikattacken hin- und herpendeln. Fans der Netflix-Serie „Atypical“ ist zudem „Trubel mit Ted“ zu empfehlen. Zeichnerin Emilie Gleason erzählt darin grafisch außergewöhnlich vom Alltag ihres autistischen Helden.

Von Konsum befreite Liebeskultur

Die schwedische Feministin Liv Strömquist legt mit „Ich spür’s nicht“ ein Plädoyer für eine von Konsum befreite Liebeskultur vor. Feministisch geht es auch in „Julie Doucets Allerschönste Comicstrips“ und in Lisa Frühbeis „Busengewunder“ zu. Gleich zwei Comics befassen sich mit sexueller Gewalt. Nina Bunjevac stellt sich in „Bezima“ den eigenen Erfahrungen, während Quentin Zuttion in „En Garde“ drei Frauen porträtiert, die sich zurück ins Leben kämpfen.

David Bowie war in vielerlei Hinsicht eine Lichtgestalt. „Madman“-Macher Michael Allred zeichnet in „Bowie – Sternenstaub, Strahlenkanonen und Tagträume“ die Karriere der Pop-Legende nach. Auch der Berliner Comickünstler Reinhard Kleist widmet nach der grandiosen Nick-Cave-Graphic-Novel sein nächstes Projekt dem englischen Star. Zwei Bände zum Leben und Werk Bowies sind anvisiert, wobei Teil eins voraussichtlich erst 2021 erscheinen wird. Da muss man sich also noch etwas gedulden.

Bis zum Herbst sind jedenfalls noch neue Arbeiten von Granden wie Joe Sacco, Charles Burns und Riad Sattouf angekündigt. Das Comicjahr 2020, es kann kommen!

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