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Comic

„comiXconnection“ im Museum Europäischer Kulturen

Balkan Comix Box – Das Museum Europäischer Kulturen widmet sich in der Ausstellung „comiXconnection“  den Comicszenen in Serbien, Kroatien, Slowenien, Bosnien & Herzegowina sowie Ungarn

Wostok, Mita Kombajn, Serbien, 2008

Comics sind längst eine globale Kultur und diese gilt es, folgt man den Machern hinter dem Projekt „comiXconnection“, genauer zu untersuchen. Sechs südosteuropäische Länder und ihre Szenen, Netzwerke und Entwicklungen stehen dabei im Fokus. 2013 ging im kroatischen Pula alles los. In Berlin findet die Ausstellungstournee, die unter anderem nach Budapest, Ljubljana und Belgrad führte, ihren vorläufigen Abschluss.

Doch was genau ist „comiXconnection“? Die Ausstellungen dienten nicht nur der Präsentation, sie funktionierten viel mehr als Orte der Vernetzung, gegenseitiger Inspiration und Reflektionsraum für ein Nischenthema. Denn die teilnehmenden Künstler begreifen sich selbstbewusst als Outsider, die jenseits des kommerziellen Marktes agieren. Nicht zufällig prangt das „X“ im Titel. Schon in den USA der 1960er-Jahre grenzten sich Underground-Zeichner wie Robert Crumb und Gilbert Shelton mit dem Begriff „Comix“ vom Disney- und Superhelden-Mainstream ab.

Man wollte nicht verkaufen und unterhalten, man zeichnete und schrieb über das, was auf der Straße abging. Drogen, Sex und Gewalt, aber auch politischer Aktivismus, alternative Lebensformen und persönliche Abgründe flossen in die mal virtuos, mal skizzenhaft gezeichneten Geschichten.

Nach dem Jugoslawien-Krieg und der EU-Erweiterung formierten sich solche Szenen auch in Serbien, Kroatien, Slowenien, Bosnien & Herzegowina und Ungarn. Nicht gemeinsam, sondern jede für sich. Anfangs interessierten sich die Künstler kaum dafür, was in den Nachbarländern passierte. Man schielte eher nach Amerika, Japan und Frankreich.

Mit „comiXconnection“ entstand ein ebenso differenzierter wie auch übergreifender Blick, die Szenen begannen sich auszutauschen und eine neue Qualität der Comic-Kunst im Balkanraum wurde erkennbar. Nationale Traumen und Kriegserlebnisse aber auch popkulturelle Eigenheiten, Folklore und Religion fanden ihren Weg in die Fanzines und Heftchen, die über ein selbstorganisiertes System aus Clubs, Galerien, Buchläden und Ateliers vertrieben werden. Und teilweise natürlich auch im Internet.

Die Berliner Ausstellung behandelt neben der Präsentation von Werken (Comics, Illustrationen, Grafiken) einer Vielzahl von Künstlern auch die Strategien der Vernetzung und zeigt darüber hinaus Dokumente zur Geschichte des Projekts sowie kooperative Unternehmungen, die im Rahmen von „comiXconnection“ entstanden. Etwa die knapp zwei Dutzend Klappstuhl-Unikate, die von den beteiligten Künstlern mit unterschiedlichen Motiven bemalt wurden oder einen Kollektiv-Comic, den sieben Künstler über die Tournee gezeichnet haben.

Museum Europäischer Kulturen Arnimallee 25, Dahlem, Di–Fr 10–17 Uhr, Sa+So 11–18 Uhr, bis 29.3.

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