Eine Künstlerbiografie als Comic: Der norwegische Zeichner Lars Fiske ehrt mit „Grosz – Berlin New York“ den berühmten Vertreter des Dadaismus und der Neuen Sachlichkeit
1922 sorgte Georg Grosz für einen Skandal. Der Vorwurf lautete: Verbreitung pornografischer Schriften. Stein des Anstoßes war sein Künstlerbuch „Ecce Homo“, ein beim Malik-Verlag erschienenes limitiertes Mappenwerk mit Reproduktionen von Aquarellen und Federzeichnungen. Dieses von Wieland Herzfelde herausgegebene und heute teuer gehandelte Artefakt dürfte den Norweger Lars Fiske visuell zu seinem neusten Buch inspiriert haben.
Nach gezeichneten Biografien von Olaf Gulbransson, eines herausragenden norwegischen Malers und Grafikers, und des Merzbau-Schöpfers Kurt Schwitters, hat er sich nun den Maler George Grosz vorgenommen. Die Avantgardisten des frühen 20. Jahrhunderts haben es Fiske offensichtlich angetan, und bei Grosz laufen so einige Fäden der turbulenten Ära zusammen.
Sozial- und gesellschaftskritisch hat der Hauptvertreter der Neuen Sachlichkeit, der auch dem Dadaismus nahestand, die Schattenseiten der Weimarer Republik festgehalten, sich politisch engagiert und am Theater gearbeitet. Den Nazis war er naturgemäß verhasst. Anfang 1933 emigrierte Grosz nach New York, wo er unterrichtete, neben Aktbildern auch apokalyptische Kriegsbilder malte und künstlerische Erfolge feierte. Aus dem Exil kehrte er in den späten 1950ern zurück in seinen Geburts- und Wirkungsort Berlin und starb kurz darauf, am 6. Juli 1959, als er betrunken eine Treppe herunterstürzte.
Dieses bewegte Leben übersetzt Friske im hart-eckigem Stil der „Ecce Homo“-Zeichnungen. Es ist eine temporeiche, grafische Erzählweise, die zugleich an Expressionismus und den anarchischen Charakter früher Cartoons erinnert. Ohne Dialoge, nur mit Schriftzügen auf Plakaten, Büchern und Schildern sowie mit Zwischentexten durchsetzt, eröffnet sich ein sinnlicher Eindruck einer vom künstlerischen Wagemut ebenso wie von menschlichen und politischen Tragödien geprägten Biografie.
Grosz – Berlin New York von Lars Fiske, Avant Verlag, 80 S., 25 € 3325