Der Begriff „Russlandversteher“ ist eher negativ besetzt, gemeint sind Menschen, die den aggressiven Nationalismus unter Putin gutheißen. Was es tatsächlich heißen könnte, Russland verstehen zu wollen, das lässt sich an den Büchern von Orlando Figes ermessen. Der am Birkbeck College in London lehrende Historiker beschreibt in vielen Facetten eine „Tragödie des russischen Volkes“, verbindet dabei Geschichte von unten mit einer der Macht. Mit seinem neuen Buch „Hundert Jahre Revolution“ (Hanser Berlin) kehrt er zu den Ursprüngen seiner Arbeit zurück und legt zugleich eine komprimierte Summe vor: Das revolutionäre Russland beginnt bei ihm im Jahre 1891. Bei seinem Besuch in Berlin könnte man ihn dann zum Beispiel fragen, ob die Gegenwart nicht schon wieder potenziell vorrevolutionär ist.
Text: Bert Rebhandl
Foto: Privat
Museen Dahlem Lansstraße 8, Zehlendorf, Di 28.4., 19.30 Uhr