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Buchtipp

„Die Erfindung der Hausfrau“: Berliner Autorin räumt mit Mythen auf

Die Kulturwissenschaftlerin Evke Rulffes hat eine kluge Kulturgeschichte geschrieben. „Die Erfindung der Hausfrau – Geschichte einer Entwertung“ erzählt von bürgerlicher Fassade und einem mächtigen, entmächtigenden Konstrukt.

Alles muss man heute selber machen wollen (Symbolbild). Foto: Jonathan Joosten
Alles muss man heute selber machen wollen (Symbolbild). Foto: Jonathan Joosten

Die bürgerliche Hausfrau ist ein Konstrukt

Die ostfriesische Großmutter der Berliner Autorin Evke Rulffes sollte zu dem vom Großvater selbst geschossenen Sonntagsbraten immer Dosenmöhren servieren, damals in den 1980er-Jahren.  Es war, so Rulffes, ein stolzer Akt der Rebellion: „Meine Großmutter hat ihr Leben lang unter der ihr gesellschaftlich zugewiesenen Rolle der Hausfrau gelitten. Da empfand sie es wohl nur als gerecht, dass ihr der Supermarkt nun wenigstens die Arbeit abgenommen hat.“

Und wenn Rulfes einige Seiten später auf die mindestens drei selbstgebackenen Kuchen verweist, die eben zum Pflichtprogramm eines Kindergeburtstags im Bötzowviertel gehören, hat sie gleich zwei zeitgenössische, ja zeitgeistige Mythen unterminiert. Erstens: dass das jede gute Mutter und jeder gute Mensch so machen müsse. Und zweitens, dass die Großmüttergeneration aus Lust und Leidenschaft Tag für Tag knietief im Selbstgemachten gestanden habe. Nein, die bürgerliche Hausfrau, das ist ein machtvolles und mehr noch ein entmächtigendes Konstrukt.

Die gleichsam klug wie kurzweilig erzählte Kulturgeschichte „Die Erfindung der Hausfrau“ springt dabei zwischen drei zeitlichen Ebenen: Der im 18. Jahrhundert verfassten „Hausmutter“ des brandenburgischen Dorfpastors Christian Friedrich Germershausen, Ratgeberliteratur für die Gutsherrin, die eben einen Betrieb zu managen hatte. Dann die Entstehung der bürgerlichen Kleinfamilie im 19.Jahrhundert, mit der die Rolle der Frau nicht nur auf jene der Hausfrau verkürzt werden sollte. Im Beamtenaushalt und später im Kleinbürgertum reichte das eine Gehalt zudem oft nicht aus, um die bürgerliche Fassade zu finanzieren: „Der Lebensstandard ließ sich also nur durch die Ausbeutung der Ehefrau halten.“

„Die Erfindung der Hausfrau“: Emanzipation mit Tiefkühlpizza

Schließlich wäre da noch eine Gegenwart, die, so Rulffes, wieder das Selbermachen und eine Hyperidentifizierung mit Hausarbeit und der Mutterrolle fordert, ohne die Zeitbudgets dafür bereitzustellen: „Alles, was das Leben leichter macht, vom Schnuller bis zu Convenience-Produkten, ist plötzlich wieder verpönt.“ Sie selbst habe übrigens wieder eine Tiefkühlpizza im Gefrierschrank. Nicht aus Protest oder als ironische Geste: „Sondern einfach, weil es nach einem langen Tag am Schreibtisch praktisch ist.“

Tiefkühlentspannt: Evke Rulffes ist die Autorin von „Die Erfindung der Hausfrau“. Foto: Jasper Kettner
  • Evke Rulffes: „Die Erfindung der Hausfrau – Geschichte einer Entwertung“ Harper Collins, 228 S., 22 €

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