Sommer in Neukölln: Der Stand-Up-Comedian Felix Lobrecht hat mit seinem Cliquen-Roman „Sonne und Beton“ das Leben in der Gropiusstadt beschrieben. Jetzt hat die Zeichnerin Oljanna Haus den Stoff als Graphic Novel adaptiert.
„Sonne und Beton“ funktioniert auch als Graphic Novel!
Als blonder Deutscher kriegt man aufs Maul, das ist in Großwohnsiedlungen wie der Gropiusstadt so, und das weiß Felix Lobrecht ziemlich genau. Er wuchs in der Neuköllner Plattenbausiedlung mit seinen Geschwistern und einem alleinerziehenden Vater auf. Eine raue Ecke, wo Deutsche in der Minderheit sind und schnell als Opfer gelten.
Seine Erfahrungen schrieb Lobrecht in dem 2017 erschienenem Roman „Sonne und Beton“ nieder. Der sei nicht biografisch, erklärte er, aber viele Szenen und Situationen hätte er schon dem echten Leben entnommen und diese Geschichten, die er mitgekriegt hat, zu einer Berliner Coming-Of-Age-Story verarbeitet.
Es geht um vier Freunde, im Zentrum steht Lukas, ein eher scheuer Typ, dann gibt es noch seinen Kumpel Julius, einen Draufgänger, der ebenso darunter leidet, als „Kartoffel“ in der Gropiusstadt diskriminiert zu werden. Zu der Clique gehören noch Gino und Sanchez. Sie haben Stress mit Türken und Arabern, sonst nicht viel zu tun und versorgen sich mit billigem Fast Food und Drogen im Park. Dann fassen die Möchtegern-Gangster unter der glühenden Neuköllner Sonne, die in ihr langweiliges Leben strahlt, einen folgenreichen Plan.
Es ist der alte Traum vom schnellen Geld, den Lobrecht auf eine rasant montierte Krimi-Kiezstory herunter bricht. Er selbst hat es längt geschafft, der 33-Jährige gilt als einer der bekanntesten Stand-Up-Comedians seiner Generation und landete mit dem Podcast Gemischtes Hack (gemeinsam mit Tommi Schmitt) einen Mega-Erfolg.
Das alles begeisterte die junge Berliner Zeichnerin Oljanna Haus so sehr, dass sie nach der Lektüre von „Sonne und Beton“ begann, die Szenen des Buchs grafisch umzusetzen. Eine der ersten Illustrationen tweetete sie und verlinkte Felix Lobrecht. Der fand die Zeichnung so klasse, dass er einem gemeinsamen Buchprojekt zustimmte.
Nun liegt das Ergebnis vor und liest sich ebenso rasant und spannend wie die Vorlage. Mit den minimalistischen Bildern in Grau, Schwarz und Weiß sowie einem alarmierenden Rot, das als Signal spärlich eingesetzt wird, fand Haus eine passende Bildsprache zu Lobrechts Gropiusstadt und dem Treiben der Clique. Eine Verfilmung des Stoffs soll auch folgen. Die Geschichte ist einfach gut, in jeder Form!
- Sonne und Beton – Die Graphic Novel von Oljanna Haus und Felix Lobrecht, Hanserblau, 280 S., 16 Euro
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