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Die neue FrauenLesbenBuchhandlung in Berlin ist spannend, auch für Männer 

Am Rand des Nollendorfkiezes gibt es einen kleinen neuen Buchladen: die FrauenLesbenBuchhandlung. Inhaberin Monica Tschanz empfängt hier alle Menschen, die nach einem guten Buch suchen – nicht nur (lesbische) Frauen. Welche besondere Lektüre es hier gibt und warum sich ein Besuch unbedingt lohnt.  

Inhaberin Monica Tschanz mit ihrem 2024 veröffentlichten Lieblingsbuch: „Vom Wahnsinn einer Frau“ von Astrid Roemer. Foto: Antonia Mittmann

Klassiker, Graphic Novels, Lesben-Krimis: das bunte Sortiment der FrauenLesbenBuchhandlung 

Hell, freundlich und ein bisschen selbstgemacht wirkt der Buchladen, der in die lebendige Potsdamer Straße in Schöneberg gezogen ist. Direkt nebenan befindet sich die Begine, Frauentreffpunkt, Kulturort und Kneipe. Im hinteren Teil des Hauses ist seit vielen Jahren ein Reisebüro für Frauen, den vorderen Teil belegt die FrauenLesbenBuchhandlung. Das Sortiment umfasst Klassiker zu den Themen Feminismus und Biografien von Frauen, dem weiblichen Körper, der Frauenbewegung und der Arbeit. Aber auch, und das ist das Besondere, weitere Bücher, die man so nicht oft in klassischen Buchhandlungen zu sehen bekommt: Briefwechsel, Kriminalromane, Graphic Novels und Mangas mit lesbischen Hauptcharakteren.  

Die FrauenLesbenBuchhandlung bietet ein buntes, ungewöhnliches Sortiment an Büchern an. Foto: Antonia Mittmann

Viele ihrer Bücher seien nicht ausdrücklich feministisch oder aktionistisch, so Inhaberin Monica Tschanz. Sie führt zum Beispiel von Frauen geschriebene Reiseratgeber im Sortiment, wie der einer Autorin, die allein durch Saudi-Arabien reiste und aus weiblicher Erfahrung über das Reisen berichtet. Das Sortiment in der FrauenLesbenBuchhandlung ist aktuell, die meisten Bücher sind erst dieses Jahr herausgekommen. Der Fokus liegt aber nicht nur auf der Gegenwart und auf Romanen, ihr könnt auch einige Sachbücher aus verschiedenen Disziplinen finden, außerdem historische Bücher zu verschiedenen Themen.

Frauenbuchhandlungen haben Geschichte

Monica Tschanz reiht sich mit ihrer FrauenLesbenBuchhandlung in eine Tradition ein: In den 1970er-Jahren wurden die ersten Frauenbuchläden eröffnet, erst in den USA, dann Paris, wenig später auch in Berlin. Diese Läden waren nicht nur Anlaufstellen für literaturbegeisterte Frauen, sondern auch für von Gewalt betroffene, die nach Hilfe suchten. Gleichzeitig dienten sie als Treffpunkt für kontaktfreudige Frauen, zum Beispiel denjenigen auf Reisen.

Die Geschichte verschiedener Frauenbewegungen reicht natürlich noch viel weiter zurück, auch hinsichtlich lesbischem Aktionismus: Anna Rüling hielt bereits im Oktober 1904 in Berlin vor dem Wissenschaftlich-humanitären Komitee ihre Rede über lesbische Frauen in der Frauenbewegung und kritisierte die Tabuisierung von Homosexualität auch vonseiten Frauen, die selbst in gleichgeschlechtlichen Partnerschaften lebten.

Später, vor und während der NS-Zeit, zu der Homosexuelle öffentlich verfolgt wurden, gab es Lesbenclubs und –vereine, die offiziell unter anderen Namen liefen. „Die lustige Neun“ etwa: Der 1924 gegründete Kegelverein für Frauen, der in einer Ermittlungsakte der Gestapo im Landesarchiv auftauchte, stand mehrfach mit Tanzbällen in Verbindung, die sich gezielt an Homosexuelle gerichtet haben sollen. Ein weiterer Ort lesbischen Lebens war „Ellis Bierbar“, die im Nachkriegsberlin Zufluchtsort und Treffpunkt für Künstler:innen, Arbeiter:innen, Schwule und Transvestiten war. Lesbisches und weiteres queeres Leben ist also seit langer Zeit in Berlin sichtbar.

Eine Buchhandlung für alle Berliner Bücherfans 

An der FrauenLesbenBuchhandlung kann man schnell vorbeibummeln – doch ein Besuch lohnt sich. Foto: Antonia Mittmann

Durch die Lage des Ladens entdecken ihn auch regelmäßig Tourist:innen. Manche Männer fragen Monica Tschanz verunsichert, ob sie auch hereinkommen dürfen. Auf jeden Fall, meint sie. Alle Bücherliebenden sind in der FrauenLesbenBuchhandlung willkommen, und ihr breites Sortiment hält etwas für jeden Geschmack bereit.

Signierstunde am Autorinnensamstag 

Im Rahmen der Woche der unabhängigen Buchhandlungen kommt Autorin, Übersetzerin und Herausgeberin Doris Hermanns in die FrauenLesbenBuchhandlung zum Signieren ihrer Bücher, wie zum Beispiel „Und alles ist hier fremd. Deutschsprachige Schriftstellerinnen im britischen Exil“. Auch weitere kleine Events sollen in der Buchhandlung in Zukunft stattfinden.  

  • FrauenLesbenBuchhandlung Berlin Potsdamer Str. 139, Schöneberg, Mi+Fr 16-22 Uhr, Do+Sa 13-19 Uhr; Signierstunde am Sa 2.11., 18 Uhr, Eintritt: frei, weitere Informationen zu zukünftigen Veranstaltungen auf Facebook   

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