Geh mir bloß weg, goldener Herbst! Der Herbst ist nicht golden, nicht lieblich. Herbst ist Blech. Herbst ist Schrott. Herbst ist kurz vor dem Winter. Winter ist sogar noch schlimmer. Herbst reicht aber auch. Mit Nieselregen, so kalt wie das Herz der Ex-Geliebten. Mit feuchten Blättern, zum Ausrutschen, für Neufrakturen von Rabenmutter Natur im Straßenland ausgelegt. Mit ständigen Störungen im Bahn-Betriebsablauf. Und dann erst die Laune der Leute! Herbstschlimm. Nein, nichts ist am Herbst lieblich. Gar nichts.
Dazu passt ja, was gerade so in der Literatur abgeht. In meinem Facebook-Feed tobt zum Beispiel seit Wochen der große Nobelpreis-Battle weiter. Peter-Handke-Fans, die gegenüber Peter-Handke-Verächtern Peter-Handke-Prosa gegen Peter-Handke-Texte verteidigen. Herbst! Und hat gerade tatsächlich dieser Spiegel-Reporter, der „Spiegel“-Reportagen gefälscht hat, den „Spiegel“-Reporter, der ihn enttarnte und darüber das sehr lesenswerte Buch Tausend Zeilen Lüge“ schrieb, wegen Faktenschludrigkeit verklagt? Weil darin die Zahl von Claas Relotius’ zu Unrecht erhaltenen Preise nicht genau stimmte. Oder weil Relotius auch nicht, wie Juan Moreno es in seinem Buch – in einer – freilich allzu „Spiegel“-haft passenden Passage – behauptet hatte, zu jener Zeit mit dem Fahrrad in Hamburg unterwegs sei. Echt jetzt?
Das ist alles so Herbst. Das geht so nicht weiter. Diese Kolumne muss positiv enden.
In meinen sozialen Kanälen treibt nämlich nicht nur Handke, sondern auch der neulich erstmals von der Kulturstaatsministerin verliehene Deutsche Verlagspreis. Ganz viele Fotos von Verlagen aus Berlin mit Monika Grütters. Alexander Verlag Berlin, Aviva, Berenberg, Binooki, CulturBooks, Guggolz, Kookbooks, Matthes & Seitz, Mikrotext, Reprodukt, Verbrecher Verlag, Verlag Klaus Wagenbach, Verlagshaus Berlin, Walde + Graf. Allen herzlichen Glückwunsch! Hoffe ich jetzt mal, ich habe niemanden vergessen.
Sonst kriege ich wieder Herbstlaune.
