Als Fiete desertiert, erhält Walter den Befehl, seinen Freund an die Wand zu stellen. Ralf Rothmann modifiziert hier die Geschichte des eigenen Vaters. In einer brillant komponierten Prosa, ästhetisch erhaben, erzählt er von den Wirren des letzten Kriegsjahres. Sein Held ist – rothmanntypisch – einer, der sich dem Bestehenden verweigert. Anders als Christoph Meckel („Suchbild“) erhebt er den Vater mehr, als dass er mit ihm abrechnet. Ob man ein Buch lesen möchte, das den deutschen Zwangsrekruten als NS-Opfer ins Zentrum stellt, muss man selbst entscheiden.
Text: Christoph David Piorkowski
Im Frühling sterben von Ralf Rothmann, Suhrkamp, 235 S., 19,95 Euro