Alles beginnt in Cataguases und alles wird dort enden. Die brasilianische Industriestadt ist das Zentrum von Luiz Ruffatos Romanzyklus „Vorläufige Hölle“, in dem den Abgehängten und Hoffnungslosen der brasilianischen Gesellschaft ein Denkmal gesetzt wird. In Fragmenten arrangiert darin der Brasilianer das Leben der einfachen Leute, der Arbeiter, Bauern, Prostituierten, der Trinker, Kranken und Süchtigen
Das Ergebnis ist eine Poetologie, die sich all die Brüche und schicksalhaften Wendungen im Leben der Protagonisten zueigen macht, die von Elend, Gewalt und gesellschaftlichem Zerfall erzählt. Wie ein Schachspieler setzt Ruffato dabei seine Figuren ein, macht ein paar Züge mit der einen, dann mit der anderen, und erst am Ende wird das große Ganze sichtbar.
Spätestens seit seiner Eröffnungsrede zur Frankfurter Buchmesse 2013, in der vor dem Zerfall der brasilianischen Demokratie warnte, gilt er als einer der bedeutendsten Autoren seines Landes. Im „Buch der Unmöglichkeiten“ setzt er seine zersplitterte Erzählweise fort. Dafür verlegt er die Handlung nach Sao Paulo, der Stadt, der er „Es waren viele Pferde“ gewidmet hatte. Doch auch in der Metropole ist Cataguases allgegenwärtig. Aufgrund der Herkunft seiner Antihelden sind alle Hoffnungen zum Scheitern verurteilt. Ruffatos Literatur ist sozial engagiert, sprunghaft, sinnlich und dicht; kurz: stilistisch höchst anspruchsvoll. Aber zum Glück gibt es Übersetzer wie Michael Kegler, bei dem das Werk des Brasilianers in besten Händen ist.
Das Buch der Unmöglichkeiten von Luiz Ruffato, aus dem Portugiesischen von Michael Kegler, Assoziation A, 146 S., 18 € €
Lesung: Silent Green, Gerichtstr. 35, Wedding, Do 12.9., 18 Uhr, Eintritt 8, erm. 6 €