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Comic

Mensch mit Macken und Marotten: Zum 350. Todestag erinnert eine Graphic Novel an Rembrandt

Nach Andy Warhol widmet der niederländische Zeichner Typex sein neues Werk dem barocken Genius Rembrandt. Die Comic-Biografie führt mitten ins Goldene Zeitalter

Kontroverser Malerfürst: Rembrandt van Rijn (1606–1669) © 2013 Typex International Rights arranged through Casterman, Carlsen Verlag, Hamburg 2019

Die Akribie und Perfektion, mit der sich der 1962 in Amsterdam geborene Zeichner, Maler und Illustrator Typex zuletzt dem Popkünstler Andy Warhol angenähert hat, schien unübertrefflich. Und doch zeugt sein neues Werk von einem ähnlichen Arbeitsdrang.

Typex’ Landsmann Rembrandt van Rijn steht diesmal im Fokus. Zu dessen 350. Todestag liegt nun die opulente Auseinandersetzung mit einem Maler vor, der – ebenso wie Warhol – eine ganze Ära prägte. Es gibt wenige Künstler, deren Name allein sofort Bilder im Kopf abruft: die ins dunkle Licht getauchten Figuren der „Nachtwache“, die uns aus dem Jenseits anblickenden Selbstporträts oder der düster dreinschauende „Mann mit dem Goldhelm“, den man in der Gemäldegalerie sehen kann.

Rembrandt, der nach der ersten Station in Leiden ebenso wie Typex in Amsterdam wirkte, ist der wohl bedeutendste Vertreter des niederländischen Barocks, bereits zu Lebzeiten genoss er Ruhm und prägte die europäische Malerei über Jahrzehnte, wenn nicht Jahrhunderte hinweg. Ein Schwergewicht der Kunstgeschichte.

Für die Comic-Biografie orientiert sich Typex stilistisch am Duktus des Meisters. Ob die gedeckte Farbpalette der komplett kolorierten 260 Seiten oder aber die groben Linien, mit denen er Menschen, Gebäude, Straßenszenen und Details einfängt, die zugleich filigran wirken.

Mensch mit Macken und Marotten

Entstanden ist das Buch im Auftrag des Amsterdamer Rijksmuseums, das über die weltweit bedeutendste Rembrandt-Sammlung verfügt. Zum Jubiläum wollte man auch einen Comic, doch ein pädagogisch anmutendes Lehrbuch für den Kunstunterricht sollte es nicht werden. Typex bekam freie Hand und porträtiert den legendären Malerfürsten als Menschen mit Macken und Marotten. Als skurril und launisch, eitel und arrogant, gleichzeitig aber auch liebenswürdig offenbart sich Rembrandt. Es ist keine Biografie, die sich sklavisch an Jahreszahlen entlanghangelt. Mit viel Freiheit und Lust taucht Typex in den Amsterdamer Alltag des
17. Jahrhunderts hinab, er beschreibt eine Pest-Epidemie und die tragischen Umstände, die Rembrandts Leben überschatteten. Den Tod der Ehefrau und der Kinder und die Anklage wegen eines nicht eingehaltenen Heiratsversprechens, die ihn in den Ruin stürzte.

Wer nichts oder wenig über Rembrandt weiß, lernt hier Leben und Werk auf ungewöhnliche Weise kennen. Und selbst für Auskenner dürfte Neues dabei sein. 

Rembrandt von Typex, Carlsen, Hardcover, Goldschnitt, 264 S., 48 €

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