Ihre letzten Sätze: einfach fabelhaft. „Diese grausamen Dinge, die sich vor deiner Geburt ereignet haben.“ Vielleicht ist es nicht das Erste, was einem zu den Storys in Molly Antopols Debüt „Die Unamerikanischen“ in den Sinn kommt, an denen es so viel zu rühmen gäbe. Diese präzise konstruierte Leichtigkeit, mit der die Amerikanerin mit weißrussischen Wurzeln, Jahrgang 1979, die jetzt nach Berlin kommt, zwischen den Zeiten, Orten und Figuren zu changieren vermag. Oder wie sie die Zwischenstände von Glück immer wieder ins Gegenteil dreht. Wie bei dem jüdischen Partisanenführer, der in New York seine Lebenskraft verliert. Auch dem Brüderpaar in Israel, deren Rollen in der Familie ein Unfall verkehrt. Aber am Ende sind es eben diese letzten Sätze, die nachhallen. „Gleich würde das Gift seine Wirkung entfalten und die Stellen betäuben, die am meisten wehtaten.“ Sätze, die ganz am Ende neue Horizonte öffnen. Dahinter wird der Himmel weit.
Text: Erik Heier
Foto: Chanan Tigay
Die Unamerikanischen von Molly Antopol, Hanser Berlin, 320 S., 19,99 Euro
Lesung: Autorenbuchhandlung, Else-Ury-Bogen 599-601, Charlottenburg, Di 16.6., 20 Uhr