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12 öffentliche Bücherschränke in Berlin: Lesen für lau

Berlins öffentliche Bücherschränke sind Bibliotheken mit Wundertüten-Charakter – nie weiß man vorher, was man diesmal darin findet: Den alten Bestseller, den man längst gelesen haben wollte? Biografien bekannter und weniger bekannter Persönlichkeiten? Oder Märchenbände für abendliche Vorlesestunden? Eines aber ist immer klar: Jeder darf hier Bücher kostenlos mitnehmen! Außerdem wird man hier die eigenen ausgelesenen Schinken, schmalen Bändchen und sogar Zeitschriften zur Freude anderer Leseratten sehr nachhaltig wieder los. Hier sind 12 öffentliche Bücherschränke in Berlin.


Bücherboxx „Villa Libris“ am Rüdi in Wilmersdorf

Bücherzelle „Villa Libris“ am Rüdesheimer Platz. Foto: Eva Apraku
Berliner Bücherschränke: Zum Beispiel die Bücherzelle „Villa Libris“ am Rüdesheimer Platz. Foto: Eva Apraku

Nicht nur, wenn – wie dienstags und freitags – der Wochenmarkt in der Eberbacher Straße stattfindet, ist die „Villa Libris“ gut umlagert. Während in der Bücherzelle eine jüngere oder ältere Leseratte das Angebot mit stoischer Ruhe sondiert, machen es sich zwei, drei Wartende auf der an der Zelle anmontierten Bank bequem und beginnen schon mal ein Schwätzchen. So manche dicke Tasche wird hier geleert. Einstige Bestseller wie Euginides „Middlesex“ landen hier, Winnie Mandelas Biografie „Ein Stück meiner Seele ging mit ihm“ ebenfalls – sowie regelmäßig englisch- und auch russischsprachige Bücher. Letzteres ist der wachsenden Dichte an russischstämmigen Anwohnern in dieser Gegend geschuldet.

  • Rüdesheimer Straße/ Ecke Eberbacherstraße, Wilmersdorf

Pelle, der Bücherfisch vor dem MACHmit! Museum für Kinder, Prenzlauer Berg

Bücherfächer wie Schuppen: „Pelle“ ist ein Kinderbücher Tauschfisch. Foto: Sibylle Reinhard
Bücherfächer wie Schuppen: „Pelle“ ist ein Kinderbücher-Tauschfisch. Foto: Sibylle Reinhard

Kinder- und Schulbücher, Lexika, Bilderbücher und Zeitschriften: Daraus besteht in etwa der „Mageninhalt“ von Pelle, dem Bücherfisch vor dem MACHmit! Museum für Kinder. Doch natürlich finden sich hier auch regelmäßig Romane und Sachbücher für ein erwachsenes Publikum. Ein bisschen hat Pelle übrigens über die Jahre gelitten: Ein Teil seiner Schuppen, sprich: die vor Niederschlägen schützenden Plastiklaschen, sind vor einzelnen Regalfenstern verloren gegangen.

  • Senefelderstraße 5, Prenzlauer Berg

Bücherboxx beim Gleis 17 in Grunewald

Öffentliche Bücherschränke in Berlin: Auf Knopfdruck wird hier ein Kapitel aus Anne Franks Tagebuch vorgetragen – sogar auf Maori. Foto: Eva Apraku
Lesen und hören: Auf Knopfdruck wird hier ein Kapitel aus Anne Franks Tagebuch vorgetragen – sogar auf Maori. Foto: Eva Apraku

„Erinnern durch Lesen“ ist das Motto in dieser Bücherzelle, die unweit des Mahnmals Gleis 17 aufgestellt wurde, ein Ort, von dem am 18. Oktober 1941 der erste Deportationszug nach Osten rollte. Zwar befindet sich in dem Regal auch ein Fach, in dem ausdrücklich „Bücher zum Mahnmal Gleis 17“ gefunden bzw. abgelegt werden können. Bei einem öffentlichen Bücherschrank ist so eine strikte Sortierung jedoch kaum durchzusetzen: „Loriots heile Welt“ hatten wir bei unserer Stichprobe hier genauso vorgefunden wie Arthur Millers „Zeitkurven“, aber eben auch „Jüdische Lebenswelten“ oder Mortons und Buris „Im heiligen Land“. Aus der in der Bücherzelle installierten „Hörboxx“ erklingt auf Knopfdruck übrigens die Lesung eines Kapitels aus Anne Franks Tagebuch. Auf deutsch, englisch, polnisch. Und auf Maori.

  • Am S-Bahnhof Grunewald, Grunewald

Bücherboxx am Markusplatz in Steglitz

Öffentlicher Bücherschrank Berlin:Berliner Markusplatz: Anlaufstelle für Elternratgeber, Kinder-, Jugend- und Schulbücher, aber auch Klassiker und Zeitschriften. Foto: Eva Apraku
Berliner Markusplatz: Anlaufstelle für Elternratgeber, Kinder-, Jugend- und Schulbücher, aber auch Klassiker und Zeitschriften. Foto: Eva Apraku

Um ein Buch vom Markusplatz in den Händen zu halten, müssen Sie nicht extra nach Venedig reisen. Denn – was wenig bekannt ist… Auch Berlin hat seinen Markusplatz. Dieser befindet sich an versteckter Stelle hinter einem Häuserblock, der vom Steglitzer Damm abgeht. Und direkt gegenüber der Grundschule am Stadtpark Steglitz. Die Lage prägt denn auch den Inhalt dieser Bücherboxx: Viele Kinderbücher, ein paar Elternratgeber oder von Lehrer*innen und Anwohner*innen aussortierte Klassiker, Noah-Gordon- und Frederick-Forsythe-Romane sowie Hardy Krügers Thriller „Schallmauer“. Kann man sich bei schönem Wetter alles auf einer Parkbank in der gepflegten Grünanlage des Markusplatzes zu Gemüte führen.

  • Karl-Stieler-Straße, Steglitz

Bücherwald in Prenzlauer Berg

Öffentlicher Bücherschrank Berlin: Auf der Sredezkistraße wachsen die Bücher aus dem Boden. Foto: Sibylle Reinhardt
Auf der Sredezkistraße wachsen die Bücher aus dem Boden. Foto: Sibylle Reinhardt

Die Machart dieses öffentlichen Bücherschrankes erinnert daran, wem wir unsere gedruckte Lektüre unter anderem zu verdanken haben: den Bäumen, aus deren Holzfasern das Papier im Wesentlichen produziert wird. In eine Handvoll alter Baumstämme wurden hier Öffnungen hineingesägt, die, abgedeckt von schützenden Plastiklaschen, nun als Regale dienen. Zu finden ist hier Nachdenkliches („Philosophen im Dritten Reich“), Bewegtes („Großer Wander Atlas Deutschland“) und Englisches („Five Days in Summer“).

  • Sredezkistraße 48, Prenzlauer Berg

Öffentlicher Bücherschrank auf dem Kinderbauernhof Mauerplatz in Kreuzberg

Öffentlicher Bücherschrank Berlin: Schmökern nach dem Stallausmisten und Umgraben: Bücherschrank auf dem Kinderbauernhof. Foto: Eva Apraku
Schmökern nach dem Stallausmisten und Umgraben: öffentlicher Bücherschrank auf dem Kinderbauernhof. Foto: Eva Apraku

Sachbücher zur Natur, angejahrte Kinderromane wie L.M. Alcotts „Glück im Frühling“,  Ellen Schöllers „Spuk auf dem Ringhof“ oder Peter Mattheus „Minnewitt macht nicht mehr mit“ – aber auch eine Ausgabe der Bibel haben wir in diesem, auf dem Gelände des Kinderbauernhofs Mauerplatz aufgestellten öffentlichen Bücherschrank vorgefunden. Irgend jemand hatte sogar ein Buch auf Japanisch ins Regal gestellt. Mitunter liegt hier aber auch ein verirrtes Spielzeug. Das sollte vielleicht ursprünglich in den Tauschschrank gleich nebenan, in dem sich Kinderkleidung und ähnliches stapelt.

  • Adalberstraße 71, Kreuzberg

Bücherzelle vor dem Haus der Jugend Anne Frank in Wilmersdorf

Rundumversorgung: In der Bücherzelle vor dem Haus der Jugend Anne Frank wird man von dem Lesestoff umzingelt. Foto: Eva Apraku
Rundumversorgung: In der Bücherzelle vor dem Haus der Jugend Anne Frank wird man von dem Lesestoff umzingelt. Foto: Eva Apraku

Platz für alle Arten von Büchern, Zeitschriften und sonstigen Medien gibt es in dieser Bücherzelle mehr als genug. Statt, wie sonst üblich, nur die Rückwand mit einem Regal zu versehen, wurden auch an den Seitenwänden und sogar in der Hälfte der Türe schöne und solide Regale befestigt, aus denen die Medien dank der Haltestangen auch nicht so schnell rausrutschen können. Zu finden sind hier neben Biografien, Romanen und pädagogischen Fachbüchern auch Teenie-Zeitschriften oder die gute, alte „Brigitte“.

  • Mecklenburgische Straße 15, Wilmersdorf

Bücherzelle vor dem Centre Français de Berlin in Wedding

Multifunktionelle Cabin téléphonique: Öffentlicher Bücherschrank, Tauschladen, Partnerbörse. Foto: Eva Apraku
Multifunktionelle Cabin téléphonique: Öffentlicher Bücherschrank, Tauschladen, Partnerbörse. Foto: Eva Apraku

Natürlich wurde vor dem Centre Français de Berlin, einer frankophilen Kultureinrichtung mit anliegendem denkmalgeschütztem „City Kino Wedding“ im Hinterhof, keine x-beliebige Telefonzelle als öffentlicher Bücherschrank aufgestellt. Stattdessen musste es eine originale, importierte Cabine téléphonique sein, in die die Regale eingebaut wurden. Auch sonst hat man sich nicht lumpen lassen: Das Dach der Zelle ziert die abstrahierte Skulptur eine*r Lesenden, darüber soll eine kleine Photovoltaikanlage Sonnenstrom tanken – was wegen des daneben stehenden, dicht beblätterten Baumes im Sommer kaum klappen dürfte. Bücher, auch französischsprachig, gehen hier übrigens schnell weg, der Wedding ist lesefreudiger, als manche denken mögen. Wir fanden die Buddenbrooks vor, Ulrich Wickerts „Frankreich“-Liebeserklärung, eine Kiste mit Tauschsachen auf der Bank – und eine an die Wand gekritzelte Partnerschaftsanzeige, mit der ein „Bücher-Uhu“ eine „reife, weise Frau“ sucht. Typisch Wedding eben. Mehr zur Müllerstraße erfahrt ihr hier.

  • Müllerstraße 74, Wedding

Bücherzelle am Leon-Jessel-Platz in Wilmersdorf

Ruhepol am Leon-Jessel-Platz: Vor der Mitnahme eines Buches einfach schon mal reinlesen. Foto: Eva Apraku
Ruhepol am Leon-Jessel-Platz: Vor der Mitnahme eines Buches einfach schon mal reinlesen. Foto: Eva Apraku

Diese Bücherzelle inmitten eines lauschigen Wohnbezirks hat zahlreiche Stammleser*innen, die durch ihr Geben und Nehmen die Fluktuation in den Regalfächern am Laufen halten. Praktische Sachbücher wie „Kochen heute“ findet sich hier genauso wie ein „Lehr- und Übungsbuch der deutschen Grammatik“. Außerdem Werke von Doris Lessing, Mario Puzo oder Sidney Sheldon. Eine an die Bücherzelle anmontierte Bank ermöglicht, vor der Entscheidung zur Mitnahme eines Buches einfach schon mal in Ruhe reinzulesen.

  • Leon-Jessel-Platz, Wilmersdorf

Bücherbuch an der Mahlsdorfer Straße in Köpenick

Bei diesem buchförmigen Bücherschrank weiß jeder sofort, worum es geht. Foto: Martin Schwarz
Bei diesem buchförmigen Bücherschrank weiß jeder sofort, worum es geht. Foto: Martin Schwarz

Dieser Bücherschrank ist kaum zu übersehen – sieht er doch aus wie ein riesiges, aufgeschlagenes Buch. Tatsächlich macht es Sinn, seine Nase mal zwischen die überdimensionierten „Seiten“ zu stecken.  In den Regalfächern finden sich „Akte X“-Bücher „zu unerklärlichen Phänomenen“, William Gibsons Fantasy-Krimi „Biochips“, außerdem Werke von Ken Follett. Und Kochbücher zur griechischen Küche.

  • Mahlsdorfer Straße 52, Köpenick

Britische Bücherboxx am Fehrbelliner Platz in Wilmersdorf

Rot und markant: Die britische Bücherboxx am Fehrbelliner Platz fällt ins Auge. Foto: Eva Apraku

Nicht nur, wenn hier – wie zweimal wöchentlich – ein Wochenmarkt stattfindet, ist die Britische Telefonzelle von Lesehungrigen gut umlagert. Auch die Besucher*innen des naheliegenden Bürgeramtes Wilmersdorf rüsten sich hier für längere Wartezeiten im Amt aus. Oder laden zuvor ihre ausgelesenen Bücher, aber auch Wochenzeitschriften wie „Spiegel“, „Stern“, „Zeit“ oder die „SZ am Wochenende“ ab. Das Bücherangebot ist entsprechend bunt gemischt: Koch- und Fitnessbücher, Krimis, Romane. Wer noch unschlüssig ist, was mitgenommen werden soll, macht es sich auf der angebauten Holzbank bequem und sich beimSchmökern ein Bild von der Lektüre.

  • Fehrbelliner Platz, Wilmersdorf

Öffentlicher Bücherschrank Winklerstraße in Mahlsdorf

Recht aufs Lesen für Dich und mich: Klare Worte beim Bücherschrank in Mahlsdorf. Foto: Martin Schwarz
Recht aufs Lesen für Dich und mich: Klare Worte beim Bücherschrank in Mahlsdorf. Foto: Martin Schwarz

Elf dicht befüllte Regalfächer in zwei eng nebeneinander stehenden Bücherschränken: Da sollte eigentlich für jeden etwas dabei sein. Wie das mit dem Büchertausch funktioniert, ist mit fünf schlichten Worten auf der Glastür erklärt – „Bücher für Dich und mich“. Sprich: Wer hier Romane oder Sachbücher entnimmt, sollte zwischendurch auch mal daran denken, eigene, ausgelesene Bücher hier einzusortieren. Derzeit findet man hier Werke wie Noah Gordons „Der Medicus“, Schmöker von Anna Seghers bis Harold Robbin, außerdem Lexika – und das Programm der Sozialistischen Einheitspartei Deutschland.

  • Winklerstraße 60, Mahlsdorf

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