Zwischen seinen Tätigkeiten als Blogger, Twitterer, freier Kommunikationsberater, Talkshow-Experte und Gast-Chefredakteur der Koblenzer „Rhein-Zeitung“ hat der Internet-Irokese Sascha Lobo die Zeit gefunden, sein Romandebüt zu verfassen. „Strohfeuer“ ist eine Abrechnung mit dem Irrsinn der New Economy, die um die Jahrtausendwende die Fantasie eines wirtschaftlichen Aufschwungs verkaufte und dabei Unsummen an Startkapital für halbgare Geschäftsmodelle verbrannte. Lobo kann dabei auf biografische Erlebnisse zurückgreifen: Er betätigte sich seinerzeit unter anderem als Geschäftsführer und Creative Director der recht kurzlebigen Werbeagentur Lobo.Weber.Knorr, die auf Start-up-Firmen spezialisiert war.
Lobos Ich-Erzähler Stefan wird in den Boom hineingezogen und lernt dabei schnell, wie man das Spiel spielt: „Also schrieb ich auf einem geliehenen Computer fünf oder sechs Seiten voll mit Begriffen, Methoden, Behauptungen und Schlussfolgerungen, und zwar in einer logisch erscheinenden Struktur, grafisch ansprechend aufbereitet. Auf Anraten des Bekannten schrieb ich am Ende einen fünfstelligen Betrag drunter, alles darunter nehme man nicht ernst in dieser Branche. […] Mein erstes Angebot war fertig. Es wurde angenommen, ohne dass jemand ein Wort über das Geld oder das Vorgehen, die Strategie oder die vielen ausgedachten Behauptungen verloren hätte.“
Text: Heiko Zwirner
Foto: Andrй C. Hercher
Sascha Lobo „Strohfeuer“,
Rowohlt Verlag, 288 Seiten, 18,95 Ђ,