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Corona-Krise

Corona-Krise: So kann man Künstler*innen und anderen Freiberufler*innen helfen

Clubs, Konzerthäuser und Bars, Galerien und Museen haben wegen der Corona-Krise geschlossen. Das trifft Künstler*innen und andere Kulturschaffende besonders hart. Wir zeigen Möglichkeiten auf, mit denen man ihnen unter die Arme greifen kann.

Corona-Krise: Wie man Kulturschaffenden helfen kann. Foto:  imago images / Everett Collection
Corona-Krise: Künstler*innen leben oft prekär. Foto: imago images / Everett Collection

Es gibt eine Gruppe, die die Corona-Pandemie besonders hart trifft: Nicht, weil sie besonders gefährdet ist, zu erkranken, sondern weil das Virus droht, sie in den finanziellen Ruin zu treiben. Die Rede ist von Kulturschaffenden, also von Schauspieler*innen, Musiker*innen und bildenden Künstler*innen, von Booker*innen, Autor*innen, Komiker*innen, von DJs und Fotograf*innen.

Kurz: Jene, die zwar nichts unmittelbar Lebenswichtiges herstellen, aber unsere Stadt bunt und interessant machen. „Kultur ist die ganze Lebensweise eines Volkes, alles, was das Leben lebenswert macht“, hat der Autor T.S. Eliot einmal gesagt. Ein Leben ohne Kultur würde zu einem trüben Dahinvegetieren werden.

Corona-Krise: Künstler ohne staatlichen Hilfen

Trotzdem richten sich alle Hilfspakete der Bundesregierung und der EU bisher nur an Unternehmen und Banken. Kleinstunternehmer*innen und andere Freiberufliche stehen allein da. Auch die gesetzlichen Regelungen für Verdienstausfall greifen nur, wenn man in Quarantäne muss. Doch während es sich gerade so anfühlt, als stünde die halbe Welt still, müssen Freiberufliche weiter für Miete und Wasser aufkommen, einkaufen und die Rechnungen fürs Internet zahlen. Und gerade das erscheint im Moment essentieller denn je.

Kulturschaffende leben auch ohne Ausnahmesituationen prekär. Freiberufliche Lehrkräfte im Bereich Kultur zum Beispiel verdienen durchschnittlich nur 9960 Euro im Jahr. Opersänger*innen kommen auf 11.200 Euro im Jahr, bildende Künstler*innen nur auf 11.000 Euro jährlich. Der Bundesverband deutscher Schriftstellerinnen und Schriftsteller hat eine Handreichung erstellt, mit der erklärt wird, welche Forderungen man nun an wen zahlen muss und wie man seine Verdienstausfälle möglichst gering halten kann.

Kulturschaffende haben kaum Rücklagen

Klar ist, dass kaum ein*e Kulturschaffende*r sich mit so einem Einkommen Rücklagen schaffen kann. Die temporäre Schließung von Theatern und Konzerthäusern, Galerien und Clubs trifft sie besonders hart. „Das Telefon steht bei uns kaum still“, sagt die Pressesprecherin vom Berufsverband bildender Künstler*innen Berlin (bbk Berlin), Ute Weiss Leder. „Die Menschen bangen um ihre Existenz.“

Zum Beispiel wissen laut Leder viele Freischaffende nicht, ob es jetzt klug ist, gegenüber der Künstler- und Sozialkasse, der Krankenkasse für Freiberufler*innen, den Minimalbetrag als Einkommen anzugeben. Oder was passiert, wenn vertragliche Vereinbarungen seitens von Galerien und Konzerthäusern nicht eingehalten werden: Gibt es eine Rechtsgrundlage für Klagen?

Der bbk Berlin fordert vom Land Berlin, dass ein Soforthilfefonds mit mindestens einer Million Euro eingerichtet eingerichtet wird. Über die Bewilligung der Soforthilfen von bis zu 2500 Euro soll ein Beirat aus berufserfahrenen Künstler*innen und Kulturschaffenden unbürokratisch und schnell entscheiden.

Vielfältige Möglichkeiten,um Freiberufler*innen zu unterstützen

Die einfachste Möglichkeit, um Kulturschaffende direkt zu unterstützen, ist, weiter ihre Erzeugnisse zu kaufen. Ihnen gehen nämlich Einnahmen von Lesungen, von Ausstellungseröffnungen, von Podiumsdiskussionen, bei denen sie Honorare erhalten, verloren. Kunst und Bücher haben einen Wert, für den man bereit sein sollte, Geld auf den Tisch zu legen. In der Corona-Krise ist das noch wichtiger als zuvor.

Einige Kulturschaffende richten sich direkt an den Bund und haben Petitionen ins Leben gerufen, mit denen sie die Bundesregierung auffordern, nicht nur Unternehmen finanzielle Untersützung zuzusichern, sondern auch denen, die besonders prekär leben: Freiberufler*innen. Einer davon ist der Sänger David Erler mit seiner Petition „Hilfen für Freiberufler und Künstler während des „#Corona-Shutdowns““ auf openpetition.de. Bis jetzt haben schon knapp 200.000 Menschen unterschrieben. Darin fordert er die Politiker*innen auf, möglichst schnell zu handeln und die Finanzhilfen auf selbstständige Kulturschaffende auszuweiten.

Eine weitere Möglichkeit, mit der die Bundesregierung schnell helfen könnte, ist das bedingungslose Grundeinkommen. Die selbstständige Modedesignerin Tonia Merz hat dazu eine Petition gestartet. Sie schlägt als Grundeinkommen 800 bis 1200 Euro monatlich über die Dauer von sechs Monaten vor. Das bedingungslose Grundeinkommen wurde abgesehen von der Corona-Krise lange als soziales Modell für Deutschland diskutiert – als Alternative zu Hartz4, das bekanntermaßen oft nicht für die Grundbedürfnisse der Menschen reicht.

Merz sieht die Krise auch als mögliche Blaupause für zukünftige Krisen und für die Verbesserung der prekären Lebenssituation vieler Freischaffender im Allgemeinen: „Eine bessere Möglichkeit, das Konzept Grundeinkommen zu testen gibt es nicht – in der Krise liegt die grösste Chance“ schreibt sie auf change.org.

Das Grundeinkommen wäre ein erster Schritt, um die Existenz der Kulturschaffenden zu retten – doch all das bringt nichts, wenn die Einrichtungen, in den die Künstler*innen ausgestellt und gespielt haben, nach der Krise nicht mehr existieren. Ein einfacher Weg, um das zu verhindern, ist, das Geld für die gekauften Tickets von abgesagten Veranstaltungen nicht zurückzuverlangen und den Einrichtungen auf diesem Weg mehr finanziellen Spielraum zu verschaffen.


Alle Entwicklungen in Berlin in unserem Corona-Blog. Das ganze Rumsitzen macht euch unwirsch und ihr wollt Energie loswerden? Diese Sportübungen kann man in der Corona-Zeit gut zu Hause machen. Keine Lust auf Sport? Diese Aktivitäten vertreiben die Langeweile auch.

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