Im Foyer flimmert auf einem Flachbildschirm eine TV-Doku, neben dem Orchester hängen kopierte Zeitungsausschnitte: In der Neuköllner Oper gibt man sich viel Mühe zu unterstreichen, dass „Der Fall Rigoletto“ auf einer wahren Begebenheit beruht: Die Römerin Emanuela Orlandi verschwindet spurlos, ihr Vater arbeitet im Vatikan. Schnell entstehen Gerüchte: Sollte er zum Schweigen gebracht werden? Ist die Mafia involviert? In Italien sorgte der Fall erneut für Aufsehen, als letztes Jahr ein Starlet Vorwürfe gegen hochrangige Kirchenmänner erhob. Genug Stoff also für Verschwörungstheoretiker. Autor und Regisseur Bernhard Glocksin verbindet die Entführung mit Verdis „Rigoletto“ – eine Doku-Oper. Die sehr bemühten Parallelen: Armes Mädchen wird am Hofe von den Mächtigen verführt, und der Vater kann sie nicht schützen.
Leider scheitert die Inszenierung in überbordender Kitsch-Kirchen-Symbolik samt Madonnen, Kreuztattoos und Weihrauchschwaden. Auch wenn das auf hohem gesanglichen Niveau geschieht – spätestens bei der Verballhornung von „La donna и mobile“ zu „Mann, seid ihr eitel vom Schwanz bis zum Scheitel“ hilft auch die schönste Stimme nicht mehr.
Text: Björn Trautwein / Foto: Martino Hagge
tip-Bewertung: Ärgerlich
Termine: Der Fall Rigoletto
in der Neuköllner Oper, Karl-Marx-Straße 131, Neukölln,
29.-31.10., 5.-6.11., 20 Uhr
2 x 2 Freikarten für „Der Fall Rigoletto“ in der Neuköllner Oper
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