Friedrich Schillers „Der Parasit oder Die Kunst sein Glück zu machen“ (1803) ist seine halbwegs freie Übersetzung eines französischen Lustspiels über Politik und Politiker. Philip Tiedemann inszeniert die flotte Posse über Karrieregeilheit, Wendehälse und Aufstiegsträume im Berliner Ensemble mit entsprechend uneindeutigen Wesen, die halb lebendige Schauspieler, halb raffiniert gesteuerte Puppen sind. Von Anfang an geraten die Dimensionen der handelnden Figuren aus den Fugen, das Publikum beginnt an seinen Augen und seinem Verstand zu zweifeln. Die Mechanik der Komödie läuft bei Tiedemann wie am Schnürchen ab, das die Darsteller hier selbst in der Hand haben. Obwohl sich die harmlose Aufführung mit ihrer – wenngleich erheblichen – Kunstfertigkeit begnügt, ist sie doch sehr hübsch und heiter gelungen.
Text: Irene Bazinger / Foto: MuTphoto
tip-Bewertung: Annehmbar
Termine: Der Parasit oder Die Kunst sein Glück zu machen
im Berliner Ensemble, So 15.11., 19.30 Uhr, Fr 27.11., 20 Uhr
Tickets unter www.tip-berlin.de/tickets
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