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Radar Ost wird Digital: Das Festival am Deutschen Theater streamt herausragende Produktionen

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Bei Radar Ost Digital kommen legendäre Inszenierungen im Stream. Pünktlich und in Realzeit! Dass Covid-19 den Theatern derzeit das Livespielen vor Publikum unmöglich macht, muss nicht bedeuten, dass man nicht doch live spielt – nur anders. Das hat sich jedenfalls das Deutsche Theater gedacht und dann mit kompetenter Hilfe der Gruppe CyberRäuber darüber nachgedacht, wie man ein analog geplantes Festival in den virtuellen Raum überführt. Das Ergebnis: Radar Ost Digital.

"Im Herzen der Gewalt" von Édouard Louis, frei adaptiert von Jan Czapliński.
„Im Herzen der Gewalt“ von Édouard Louis, frei adaptiert von Jan Czapliński. Foto: Natalia Kabanow

Fürs Festival „Radar Ost“, das seit 2018 den Blick auf Gegenwartstheater aus Osteuropa richtet, entsteht das ganze Deutsche Theater Berlin virtuell und dreidimensional noch einmal als Kulisse im Netz – auf radarost.digital. Neben dem Herzstück – ein Theaterparcours mit extra erstellten digitalen Adaptionen der eingeladen Produktionen – lädt das dreitägige Festival allabendlich zu dem besonderen Stream einer herausragenden Produktionen der osteuropäischen Partnertheater. Auf dem digitalen Spielplan stehen „Eine alltägliche Geschichte“ in der Regie von Kirill Serebrennikov vom Gogol-Center Moskau (am 19.6.), „Onegin“ vom Theater Rote Fackel aus Nowosibirsk, inszeniert von Timofej Kuljabin (am 20.6.), und „Im Herzen der Gewalt“, Regie: Ewelina Marciniak vom Fredro Theatre in Gniezno/Polen (am 21.6.).

Anders als bei herkömmlichen Theaterstreams

Doch anders als bei herkömmlichen Theaterstreams sind die Aufzeichnungen nicht rund um die Uhr verfügbar. Sie beginnen jeweils pünktlich um 20 Uhr und enden mit dem Ablauf der Vorstellungsdauer, sind also nur zu den angegebenen Zeiten in Realzeit im Netz zu erleben. „Rador Ost Digital“ knüpft damit an die temporäre Verbindlichkeit eines normalen Theaterbesuchs an und stellt so auch die Gemeinsamkeit eines Theaterabends wieder her: Das Publikum schaut zwar örtlich getrennt aber doch miteinander im Szenario eines der drei DT-Säle in Echtzeit Inszenierungen wie Serebrennikovs Sicht auf „Eine alltägliche Geschichte“.  

Digitales Gastspiel des Theaters Rote Fackel, "Onegin" nach dem Roman "Eugen Onegin" von Alexander Pushkin.
Digitales Gastspiel des Theaters Rote Fackel, „Onegin“ nach dem Roman „Eugen Onegin“ von Alexander Pushkin. Foto: Viktor Dmitriev

Der gefeierte, aber in Putins Russland mit Schikanen belegte Regisseur verlegt den russischen Klassiker von 1848 ins heutige Russland. Ein idealistischer junger Mann aus der Provinz kommt zu seinem rein geschäftsorientierten Onkel in die große Stadt, zwei Welten treffen aufeinander, die in Serebrennikovs moderner Interpretation überaus heutige sind. 

Kontrovers angesichts der homophoben Politik in Osteuropa

Dem jungen Regisseur Timofej Kuljabin hat seine Inszenierung „Onegin“ nach dem Roman von Alexander Puschkin 2012 den russischen Theaterpreis Goldene Maske eingebracht, die höchste nationale Auszeichnung für Theater. Der 36-Jährige ist ein alter Bekannter. Im vergangenen Jahr gastierte er mit einer bemerkenswerten Interpretation von Tschechows Drama „Drei Schwestern“ im DT – das ganze Drama ging in Gebärdensprache über die Bühne. Jetzt ist seine sibirische Truppe eben dort indirekt wieder zu erleben. In einer sehr freien Interpretation des russischen Nationalepos „Onegin“.  

Kontrovers angesichts der homophoben Politik in Osteuropa ist auch die polnische Inszenierung „Im Herzen der Gewalt“. Die Handlung wird frei nach dem autobiografischem Roman des französischen Schriftstellers Édouard Louis erzählt. Es geht um einen in eine Vergewaltigung umschlagenden schwulen Flirt und die gesellschaftlichen Reaktionen auf das Geschehen.  

Alle Streams werden in Originalsprache mit wahlweise deutschen oder englischen Untertiteln gezeigt, jeweils mit Einführungen und Nachgesprächen, auf www.deutschestheater.de. Aber nicht vergessen: Die Vorstellungen beginnen pünktlich. 


Mehr zu Radar Ost Digital

Radar Ost Digital präsentiert Premieren länderübergreifender Kollaborationen. Kein Festival ohne Diskurs: Lectures bei Radar Ost Digital verhandeln Nationalismus, Krieg und Sexismus. Ebenfalls im Stream zu sehen sind Adaptionen der eingeladenen Gastspiele.


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Die reguläre Spielzeit ist vorbei, für die nächste werden bereits Ideen entwickelt. Was die Theater für die Zukunft planen, haben uns deren Intendant*innen verraten. Nach wie vor werden etliche Kulturveranstaltungen digital ausgestrahlt. Die besten Streams aus Theatern, Opern, Wohnzimmern und Clubs aktualisieren wir täglich. Neben Theater kann man auch Filme unter freiem Himmel genießen. Diese Freiluftkinos öffnen wieder – inklusive neuer Autokino-Kultur. Museen und Galerien sind mittlerweile auch wieder geöffnet: Das sind aktuell die 12 spannendsten Ausstellungen in Berlin.

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