tip Stören euch die nebenan lärmenden Kinder im Nachbarbecken eigentlich nicht beim Training?
Nora Subschinski Ich habe das gar nicht mitgekriegt.
Ditte Kotzian Nö, das ist okay. Wenn auf der Sprunganlage zu viel Trouble ist, ist das anstrengend – sonst nicht.
tip Wie weit seid ihr in eurer Vorbereitung?
Kotzian Momentan trainieren wir noch sehr viel, und die Sprünge klappen schon ganz gut. Wir sind gesund und relativ unverletzt.
tip Ihr trainiert gemeinsam, springt beide synchron … Wieso tretet ihr nicht gemeinsam an?
Kotzian Das passt vom Springerischen nicht. Ich bin sehr groß, während Nora eher kleiner ist. Sie hat sich aufs Turmspringen spezialisiert, während ich eher Brettspringerin bin. Beim Synchronspringen ist es sehr wichtig, den gleichen Sprungstil zu haben, den haben wir aber nicht. Ich springe eher ruhig und langsamer, während Nora schneller springt.
tip Wie bewertet ihr eure Chancen in Peking?
Kotzian Ich denke, wir haben beide sehr gute Chancen, gerade im Synchronspringen. Wir halten das Niveau der fünf, sechs Topteams und sollten gute Chancen auf Medaillen haben. Im Einzel wäre ein Platz unter den ersten acht schon
super.
Subschinski Das ist bei uns im Synchronspringen ähnlich. In den letzten Jahren haben wir uns weit nach vorne gearbeitet. Eine Medaille ist drin.
tip Wie schwierig ist es für euch, ohne eure Synchronpartner zu trainieren?
Subschinski Wir trainieren in den Trainingslagern zusammen, und Annett kommt häufig nach Berlin.
tip Wer sind eure größten Konkurrentinnen?
Subschinski Bei uns im Turmsynchronspringen sind die Chinesen klar vorne. Aber auch die Kanadier muss man im Auge behalten. Dazu die Australier. Mit denen streiten wir uns um die ersten vier Plätze.
Kotzian Bei uns ist das ähnlich, die Chinesen, Russen und Australier sind unsere Hauptkonkurrenten.
tip Das Wasserspringen ist in China sehr populär, ihr werdet vor sehr viel größerem Publikum springen als hier.
Subschinski Wir sind von den Weltcup-Springen in China gewöhnt, dass dort die Hallen immer voll sind. Es wäre eher komisch, wenn sie nun leer wären.
tip Beneidet ihr China wegen des besseren Standings eures Sports?
Kotzian Neid wäre falsch. Aber generell ist es schade, dass diese schöne Sportart nur am Rande wahrgenommen wird. Gerade weil sich viele Leute freuen, Wasserspringen bei den Olympischen Spielen endlich wieder im Fernsehen zu sehen. Aber eine Sportart, die nur ein-, zweimal im Jahr Fernsehpräsenz hat, ist eben nicht sonderlich populär. Das Fernsehen ist sonst nur bei der EM oder WM da – nicht mal bei den Deutschen Meisterschaften.
tip Wie könnte man den Sport medientauglicher machen? Die Volleyballerinnen hatten ja beispielsweise irgendwann ihre Hosen gekürzt …
Subschinski Das Problem ist, dass die Leute gar nicht wissen, was wir da machen. Alles passiert in einer Sekunde. Kaum einer versteht, wie sich die Wertungen zusammensetzen.
Kotzian Bei der Kleidung können wir nix mehr machen. Wir haben ja schon fast nichts an. Am Programm wird gefeilt, so gibt es seit einiger Zeit keine Pflicht mehr, die immer recht langweilig war.
Subschinski Die Stefan-Raab-Veranstaltung hat geholfen, Wasserspringen populärer zu machen. So bekommen die Zuschauer ein Gefühl für den Sport.
tip Wie bewertet ihr den von ihm 2007 organisierten „TV-Total“-Turmspringwettbewerb?
Kotzian Positiv. Es hilft den normalen Nicht-Wasserspring-Zuschauern zu verstehen, wie komplex und schwierig der Sport ist. Im Wettkampf versucht man, eine schwierige Sache so leicht wie möglich aussehen zu lassen.
tip Wie wichtig wäre eine Medaille für euer Leben?
Kotzian Schon sehr wichtig. Zuerst bekommt man eine dicke Prämie, Fernsehauftritte, vielleicht sogar ein Sponsorenangebot, was bei uns aufgrund der geringen Fernsehpräsenz schon sehr selten ist. Aber das flaut dann wieder recht schnell ab.
tip Wie beurteilt ihr die Spiele in Peking bezüglich der Menschenrechtssituation und der Tibet-Frage?
Kotzian Für uns zählt der Sport. Aber natürlich informieren wir uns auch über Politik. Die Spiele bringen den Vorteil mit sich, dass China im Rampenlicht steht, was die Politiker zwingt, etwas zu machen. Ganz klar, die Spiele stehen unter einem Schatten, aber daran würde sich nichts ändern, wenn wir nicht hinfahren würden. Für uns erwächst aber dadurch die Aufgabe, als Botschafter für Menschenrechte zu fungieren, womit wir klarkommen müssen. Wir als Sportler müssen vorleben, dass wir zusammen Sport treiben, zusammen Spaß haben, alle Nationen miteinander.
Text: Denis Demmerle