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Fashion Week nach Frankfurt: Was wird aus der Modestadt Berlin?

Das ist ein echter Coup: Die wichtigsten Modemessen verlassen Berlin und legen den Grundstein für eine Frankfurt Fashion Week in der Mainmetropole. Was wird aus der Modestadt Berlin? Ein Kommentar von Stefan Sauerbrey.

Bye-bye Modestadt? Rebekka Ruetz‘ Fashion Show während der Berlin Fashion Week im Kraftwek am 15. Januar 2020. Foto: imago images/Emmanuele Contini

Berlin und die Fashion Week, das war wohl nie eine perfekte Verbindung. Die Stadt musste sich regelmäßig vorwerfen lassen, nicht mit Modemetropolen wie Paris und Mailand mithalten zu können. Was sicher stimmt, gleichzeitig war hier Raum für Nachwuchs und Ausgefallenes. Aber nachdem Klaus Wowereit nicht mehr Regierender Bürgermeister war, hatten die Modeveranstaltungen keinen Unterstützer mehr im Senat. Wowereit kannte die Messemacher und griff auch mal ein, wenn es notwendig war.

Der aktuelle Senat unter Michael Müller tut sich schwer, es gibt andere Prioritäten. Als die Einschränkungen in Folge der Corona-Krise gerade erst gelockert wurden, ermahnte Wirtschaftssenatorin Ramona Pop die Berliner*innen, sich jetzt nicht die „fünfte oder sechste Handtasche“ zu kaufen. Nach einem Monat Corona-bedingter Schließung wäre das vielleicht aber genau die richtige Hilfe für die gebeutelten Mode- und Accessoiresläden gewesen.

Ein Rückschlag für die Stadt

Dass die Messen Premium, Seek und Neonyt nun nicht mehr in Berlin stattfinden, ist ein Rückschlag für die Stadt, denn genau hier wurden die Geschäfte gemacht. Die Messen sind das Business, die Schauen der Mercedes Benz Fashion Week (MBFW) sind Marketing. Und dass die Website der MBFW noch immer die Schauen ab dem 29. Juni ankündigt, unterstreicht das: Anscheinend fühlt sich niemand dafür verantwortlich, das Ganze offiziell abzusagen.

Dabei scheint unsicher, ob die Schauen ohne Messe überhaupt noch Sinn machen. Ob es sich jetzt für Einkäufer*innen und Händler*innen, Modejournalist*innen, Influencer*innen und Fotograf*innen überhaupt noch lohnt, nach Berlin zu kommen, ist fraglich. Im Januar gab es 14 Schauen – die meisten sehr interessant, aber richtig zugkräftig waren nur wenige.

Berlin hat ein Dutzend Modeschulen

Wie wird es weitergehen mit der Modestadt Berlin? Ohne Messen fehlt es an Zugkraft und einer wirtschaftlichen Basis. Ob die Mercedes-Benz-gesponserten Schauen noch einmal stattfinden werden, scheint zumindest unklar. Aber Berlin hat beinahe ein Dutzend Modeschulen. Junge Leute mit modischen Ambitionen kommen nach Berlin, weil es hier das Berghain und eine lebendige Szene (hoffentlich bald wieder) gibt, nicht wegen der Messen. Die Mode verlässt Berlin nicht, aber die Modewirtschaft und mit ihr ca. 240 Millionen Umsatz. Letztere finden ein neues Zuhause in Frankfurt am Main.

Mode kaufen geht in Berlin weiterhin – tolle Sommerkleider gibt es in vielen schönen Läden. Und die Mode aus der Hauptstadt wird auch weit über die Stadtgrenzen hinaus getragen. Zwölf Berliner Mode-Labels, die wir echt gut finden.

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