Mit dem „Público Festival – 10 Jahre Acker Stadt Palast“ zeigt die Freie Spielstätte die alle Sinne kitzelnde Bandbreite ihres Programms in einem zehntägigen multimedialen Festival
Bereits seit 1990 wird in der Hinterhofremise des Kulturprojekts Schokoladen Theater gemacht, viele Jahre war sie die Spielstätte der renommierten Freien Gruppe Orph-Theater. Seit 2012 aber wird das 70-Plätze-Theater als Acker Stadt Palast von einem Künstlerkollektiv um die künstlerische Leiterin Anete Colacioppo betrieben.
Im Acker Stadt Palast treten sowohl Newcomer wie auch etablierte Künstler:innen auf
Colacioppo, selbst Performancekünstlerin, hat das Haus zu einem entdeckungsfreudigen Ort für Performances, zeitgenössischen Tanz, Neue Musik und alles interdisziplinär Dazwischenliegende gemacht hat. Hier treten spannende Newcomer wie auch etablierte Künstler:innen auf wie der für seine multimedialen Inszenierungen bekannte Regisseur Kay Voges, Ex-Intendant des Schauspiel Dortmund, oder der brasilianische Starchorograf Clébio Oliveira (São Paulo Companhia de Dança, Hubbard Street Dance Company Chicago).
Oliveira eröffnet mit der multimedialen Tanztheaterpremiere „A Good Story Badly Told“ mit dem Multimedia-Duo MXM auch das alle Künste (inklusive der Kochkunst) einbeziehende Performance-Programm, mit dem der Acker Stadt Palast zehn Tage lang seine erste Dekade feiert. Die Performance, eine eigens für das zehnjährige Jubiläum entwickelte Uraufführung, vereint die lyrische Opernsängerin Katia Guedes und den Performer und Multikünstler Pedro Galiza in einem futuristischen Szenario, in dem Geschlechterklassifizierungen unbekannt sind (7.+8.12.).
Ein Performance-Parcours, der auch den Magen beglückt
Die interaktive VR-Installation „Unit 2“ von der Dresdner the guts company lässt das Publikum in Siebenminütigen Slots in verschiedene Szenarien immersiv eintauchen (9.-11.12.). David Weber-Krebs verführt in „Tonight, Lights Out!“ das Publikum mit einer märchenhaften Parabel unter einem Bühnenhimmel aus hunderten Glühlampen zum Nachdenken über Energie (14.+15.12.).
„Moqueca“ vom deutsch-brasilianischen Duo Po:era ist ein Audiowalk und Performance-Parcours für Augen, Ohren und Magen, denn die titelgebende Moqueca ist ein afrobrasilianisches Eintopfgericht, entstanden aus portugiesischen, afrikanischen und indigenen Einflüssen. Die Mischung eigener Traditionen mit neuen Einflüssen ist nämlich eine kulturelle Stärke Brasiliens, die Kulturtechnik nennt sich „Anthropophagie“ und hat zum Beispiel die berühmte Tropicália-Bewegung in den 60er-Jahren um Caetano Veloso und Gilberto Gil inspiriert. Der Performer Lucas Lacerda aus Bahia erkundet aus diesem Blickwinkel die Gegend rund um die Ackerstraße, erklärt die brasilianische „Saudade“ und bekocht das Publikum schließlich mit, na klar, Moqueca (10.+11.12.).
Sowieso steht das Publikum im besonderen Fokus des Festivals, was schon der Titel „Público“ unterstreicht. Es gibt diverse Vermittlungs- und Austauschformate wie „#share Interferenz“ (hier begegnen sich Tanzschaffende und Echtzeitkomponist:innen in Blind Dates aufeinander) und interaktive Einladungen an die Zusehenden, denn ohne Publikum wäre das ganze Theater ja völlig sinnlos. Die erstw Dekade feiert der Acker Stadt Palast also mit allen Beteiligten vor, hinter und auf der Bühne. Herzlichen Glückwunsch!
Ackerstadt Palast Ackerstr. 169/170, Mitte, 7.–18.12., 16, erm. 11 €, Website
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