Aufrechte Haltung, im Hintergrund der Expander, auf dem Boden die Hanteln. Er übt sich an Fitnessgeräten, der junge George Grosz, hat aber ständig die Pfeife im Mund. Kein Foto wie das vom Künstler 1921 in seinem Atelier könnte besser die gegensätzlichen Kräfte im Innern dieses bissigen Dadaisten und Expressionisten der Weimarer Republik zeigen. Die Selbstinszenierung mit umgeschlungenem Geschirrtuch und Frau Eva am Küchenherd in den 1940er Jahren zeigt auch eine gewisse Selbstironie, Humor allemal. Nun öffnet die Akademie der Künste ihren Vorrat an George-Grosz-Arbeiten, dazu im Nachlass gefundene Studien, frühe Zeichnungen, kolorierte Postkarten, Skizzenbücher, Collagen.
Auch wenn man nach der grandiosen Ausstellung „Berlin – New York“ vor 15 Jahren in der Neuen Nationalgalerie nicht unbedingt Neues über den vielseitigen Künstler erfährt, bleibt der wütende Gesellschaftskritiker, der das Bürgerliche bekämpft, von dem er so viel in sich trägt, noch immer ein Phänomen. Seine innere Zerrissenheit macht Grosz’ bissige Arbeiten besonders spannend. Ein sensibler, wütender Moralist und Genießer, ein Widerspruch in sich. 1933 als „entarteter Künstler“ in die USA emigriert, kehrte Grosz 1959 nach Berlin zurück, wo er nicht viel später nach einer seiner Zechtouren verstarb.
Text: Constanze Suhr
Foto: VG Bildkunst, Bonn 2010
tip-Bewertung: Sehenswert
George Grosz. Korrekt und anarchisch, in der Akademie der Künste, Pariser Platz 4, Mitte, Di-So 11-20 Uhr, Eintritt: 5 Ђ, bis 5.4.
Weitere Ausstellungen:
Die Deutsche Guggenheim zeigt Künstlerkollektive
Reisestudien aus Mittel- und Südamerika im Kupferstichkabinett
Kunst und Museen in Berlin von A bis Z