• Kultur
  • „Heaven, Earth & Humanity“: Hochkarätiges Konzert in der Philharmonie

Klassik

„Heaven, Earth & Humanity“: Hochkarätiges Konzert in der Philharmonie

Die Berliner Symphoniker und der Ernst Senff Chor feiern mit hochkarätigen Solisten das 60. Jubiläum der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Israel und Deutschland. Das Konzert „Heaven, Earth, Humanity“ der Berliner Symphoniker präsentiert unter der Leitung von Samuel Gal Alterovich Werke, die spirituelle Tiefe und weltliche Schönheit vereinen.

Die Berliner Symphoniker und der Ernst Senff Chor kommen für ein Konzert zusammen. Foto: Maik Schuck

Das Credo des Abends lautet „connecting people.“ Es passt gleichermaßen zum Anlass, dem Zusammenspiel von israelischen und deutschen Künstler:innen sowie dem Programm von Musica Impact, die gemeinsam mit dem TuS Makkabi Berlin das Konzert initiiert hat. „Musica Impact ist eine israelische Non-Profit-Organisation, die sich zur Aufgabe gemacht hat, junge israelische Musiker zu fördern, indem sie ihnen beispielsweise Auftritte mit Orchestern, als Solisten oder im Ensemble, aber auch unterschiedlichste Fortbildungen ermöglicht“, erläutert Debora Gutman, die 1. Vorsitzende des Ernst Senff Chors.

Die Ticketerlöse werden unter anderem zur Förderung jüdischer Sportler:innen eingesetzt. „Die Idee ist, die Menschen durch Sport und Musik zu einen und resilient zu machen“, sagt Gutman. „So unterschiedlich diese Disziplinen einerseits sind, haben sie doch eines gemeinsam, man übt sie in der Regel zusammen mit anderen Menschen aus und sie nähren unsere Seelen. Der Sport wie auch die Musik sollten unpolitisch sein und führen, wie wir wissen oft ganz unterschiedliche Menschen aus verschiedensten Kulturen zusammen.“

„Heaven, Earth & Humanity“: Auftakt mit einem Schlüsselwerk der Chormusik

Den Auftakt des von Samuel Gal Alterovich dirigierten Abends markiert ein Schlüsselwerk der Chormusik des 19. Jahrhunderts: Johannes Brahms schrieb basierend auf einem Gedicht von Friedrich Hölderlin das 1871 uraufgeführte „Schicksalslied.“ Während Hölderlin lyrisch am Ende den Sturz ins Ungewisse beschreibt, setzt Brahms mit dem Ende in C-Dur Zeichen der Hoffnung. Unter Einstudierung von Steffen Schubert übernimmt der renommierte Berliner Ernst Senff Chor den Vokalpart. „Auch wenn das Werk in Dur endet, sinken die Chorsänger:innen ins Ungewisse hinab, textlich wie musikalisch. Ich empfinde hier sehr stark die Ergebung in das Schicksal, eine durchaus jüdische philosophische Ansicht“, hebt Gutman hervor.   

Unmittelbar danach folgt Max Bruchs „Kol Nidrei“ für Orchester und Cello aus dem Jahr 1880, das auf dem jüdischen Gebet Kol Nidrei basiert, das am Vorabend des höchsten jüdischen Feiertags Jom Kippur gebetet wird. Hierbei wirkt Heddi Raz Shahar als Solistin. Die israelische Musikerin hat an der Berliner Barenboim-Said-Akademie studiert, die sich aktiv dem transkulturellen Dialog verschrieben hat.

Auch Guy Braunstein zog es vor 25 Jahren aus der israelischen Heimat an die Spree, wo er zum jüngsten Ersten Konzertmeister der Berliner Philharmoniker ernannt wurde. Im Jahr 2013 gab er die Position auf, um sich stärker auf die Solokarriere zu fokussieren. Neben internationalen Recitals engagierte sich Braunstein unter anderem in Daniel Barenboims West-Eastern Divan Orchestra. Bei der 1875 uraufgeführten Symphonie espagnole von Édouard Lalo übernimmt er den Solopart.

Johannes Brahms‘ 4. Symphonie ist zugleich die letzte des Komponisten. Die Partitur gilt unumstritten als Paradebeispiel kunstvoller Kompositionstechnik. Arnold Schönberg, der im 20. Jahrhundert maßgeblich das Bild von Brahms als progressiven Komponisten prägte, bezog sich im Ausdruck seiner Wertschätzung mehrfach auf das 1885 uraufgeführte Werk.

„Jerusalem of Gold“ gilt als zweite Nationalhymne Israels

Den Abend komplettiert Samuel Gal Alterovichs Bearbeitung von Naomi Shemers Song „Jerusalem of Gold“, bei der erneut der Ernst Senff Chor in Erscheinung tritt. Der Text beschreibt die Schönheit Jerusalems und die große Verehrung der heiligen Stadt. Das Lied hat mittlerweile den Status einer zweiten Nationalhymne Israels.

„Samuel Gal Alterovich ist es gelungen, aus einem Chanson eine Hymne zu machen“, hebt Gutman hervor. „Die Orchestrierung und Harmonisierung der bekannten Melodie weckt Erinnerungen an historische Ereignisse. Im Text verwendet er sowohl den im althebräischen und aramäischen benutzten Namen Jerushalem als auch das moderne Yerushalaim. Das Werk endet in einer nahezu orgiastischen Steigerung hin auf das von ihm hinzugefügte Wort  „or“, welches auf deutsch „Licht“ bedeutet. Wie eine Bitte, die da meint: Es werde wieder Licht – vielleicht in Anspielung an die große Dunkelheit unserer weltlichen Realität. Gal Alterovich ist ein sehr positiver, optimistischer, enthusiastischer Mensch, der den Glauben an die Kraft und die Güte der Menschen noch nicht verloren hat.“

  • Philharmonie Herbert-von-Karajan-Str. 1, Tiergarten, 10.6., 20 Uhr, mehr Infos und Restkarten hier

Mehr zum Thema

Keine Angst vor der Freiheit: Schauspielerin Maja Beckmann im Gespräch. Nicht verpassen: 12 Event-Highlights im Juni 2025 in Berlin. Musik genießen: Orte für klassische Konzerte in Berlin. Mythos Marlene Dietrich: „Glanz und Widerstand“ widmet sich in einem Tanzstück der Legende. Immer interessant: Weitere Kulturtipps für Berlin findet ihr hier.

Berlin am besten erleben
Dein wöchentlicher Newsletter für Kultur, Genuss und Stadtleben
Newsletter preview on iPad