Es gibt deutlich schnellere und individuellere Möglichkeiten, Ferienbilder und -grüße nach Hause zu schicken. Trotzdem wählen echte Querköpfe jetzt erst recht den Gruß im DIN-A-6-Format – und dabei möglichst kitschige Exemplare mit kolorierten Variationen von schneebedeckten Bergspitzen, einsamen Brunnen in öden Dörfern oder Strandpromenaden rauf und runter. Doch hübsch-hässlich kann man auch von Berlin aus per Ansichtskarte grüßen. Kreative Köpfe wie Axel Völcker vom Kulturmagazin „Der Wedding“ bauen da weniger auf das vielfach vorhandene Material mit immer gleichen Ansichten der Gedächniskirche oder Hackeschen Höfe. Sie haben stattdessen Bildpostkarten verlegt, die Berliner Bezirke in ihrer ganzen – mitunter identitätsstiftenden – Unansehnlichkeit zeigen. Da wird aus dem Wedding mit einer Bild-Ansammlung schnöder Automatencasinos gegrüßt. Vom Kottbusser Tor mit ollen 70er-Jahre-Betonburgen (Verleger: Mieterinitiative Kotti & Co.). Und aus Mobait mit gesichtslosen Straßenkreuzungen (Verleger: Frank Wolf/Cafй Moabit). Die Karten transportieren Botschaften, die verstanden werden: Wem’s hier nicht gefällt, soll bleiben, wo der Pfeffer wächst. ?
Text: Eva Apraku
Kotti-, Moabit-, aber auch Künstler-Postkarten bei Kotti & Co. am Kottbusser Tor bzw. an Veranstaltungstagen im Cafй Moabit, https://de-de.facebook.com/cafemoabit;
Ausstellung „Arte Postale“, Akademie der Künste Pariser Platz 4, Mitte, mit Postkarten- und Brief-Unikaten bekannter Künstler, bis 8.12.
Der Wedding Soeben ist die Ausgabe 5 zum Thema „Geld“ erschienen. Infos, auch zu den Wedding-Postkarten, über www.derwedding.de