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Pierre Boulez Saal: Ein Konzertsaal als kulturelle Begegnungsstätte

Im Pierre Boulez Saal treffen verschiedenste Menschen aufeinander – zum Musik machen und hören, aber auch zum Austausch und Verstehen. Musik, Kunst, Architektur und Humanismus: Der einzigartige Kammermusiksaal bietet eine besondere Atmosphäre, die weit über einen schönen Konzertabend hinaus geht. Hier findet ihr Wissenswertes und Informationen für den Besuch.

Der Pierre Boulez Saal liegt an der Rückseite des Intendanzgebäudes der Oper in der Französischen Straße: Früher wurden hier die Kulissen deponiert. Foto: Volker Kreidler

Pierre Boulez Saal ist in ein ehemaliges Kulissendepot hineingebaut

Geschichte In dem von Richard Paulick in den 1950ern wiederaufgebauten Gebäude wurden früher die schweren Lagertüren auf- und zugeschoben, um die Kulissen der Staatsoper zu verstauen oder auf die Bühne zu bringen. Heute dienen die großen Schiebetüren im Foyer des Pierre Boulez Saals nur noch dekorativen Zwecken – und erinnern an die damalige Funktion des Kulissenmagazins der Staatsoper. Im Saal merkt man davon nichts mehr: Der Architekt Frank Gehry schuf mit der ovalen Form einen Publikumsraum, in dem jeder der mehr als 650 Plätze unmittelbar an der Bühne zu sein scheint. Im Rang fühlt man sich beinahe schwerelos – manchen Gästen wird durch den Effekt sogar schwindelig. Die geschwungene Reling im Rang könnte auch zu einem Schiff gehören, das von den Wellen auf und ab geschaukelt wird. Gehry zählt zu den 12 berühmten Architekten, die Berlin nach dem Mauerfall geprägt haben.

Fun Fact Nachdem Gehry eine erste ovale Skizze verworfen hatte, schlug er Barenboim einen recht konventionellen Konzertsaal vor. Barenboim hatte zu der Zeit starke Rückenprobleme und verzog bei einem Blick auf die neuen Entwürfe sein Gesicht nur noch mehr vor Schmerzen: „What happend to this beautiful sketch you made, Frank?“ Gehry war sich unsicher, ob ein ovaler Saal funktionieren würde. „Frank, I want the ovals.“, kam es weiterhin vom schmerzerfüllten Barenboim. Also wurden es die Ovals.

Auch von den Plätzen im Rang hat man im Pierre Boulez Saal den Eindruck direkt an der Bühne zu sitzen. Foto: Imago/Sven Simon

Nicht nur visuell, fühlt man sich den Musizierenden von allen Plätzen aus unwahrscheinlich nah: Yasuhisa Toyota, der auch für die Hamburger Elbphilharmonie zuständig war, hat eine hervorragende Akustik für den Konzertsaal entwickelt.

Der Pierre Boulez Saal als Konzertsaal der Barenboim-Said-Akademie

Neben dem Pierre Boulez Saal hat in dem ehemaligen Kulissendepot auch die Barenboim-Said-Akademie ihre Räumlichkeiten gefunden: im Foyer trifft man auf junge Musiker:innen, die überwiegend aus Israel, Palästina und anderen Ländern des Nahen Ostens stammen. In der Akademie geht es nicht nur um Musik, sondern auch um Respekt, Toleranz und das gegenseitige Zuhören auf allen Ebenen. Der Leitgedanke des Studiums: Bildung durch Musik. Die Akademie ist wohl weltweit die Musikhochschule mit dem schönsten Konzertsaal.

Interkulturelles Musizieren im West-Eastern Divan Orchestra

Die Barenboim-Said-Akademie hat sich 2012 gegründet – vorher haben im West-Eastern Divan Orchestra aber auch schon junge Musizierende verschiedenster Nationalitäten zusammengespielt. Der Dirigent und Pianist Daniel Barenboim und der Literaturtheoretiker Edward Said, der für seine Orientalismus-Kritik bekannt ist, versuchten mit diesem Orchester ihren Teil zur Völkerverständigung im Mittleren Osten beizutragen – mit Musik statt Waffen. Seit dem ersten Konzert in Weimar im Jahr 1999 ist das Orchester schon für Konzerte über die ganze Welt getourt. Das West-Eastern Divan Orchestra tritt jährlich zum Sommerkonzert in der Waldbühne auf.

Jeden Sommer tritt das West-Eastern Divan Orchestra unter der Leitung von Daniel Barenboim in der Berliner Waldbühne auf. Foto: Imago/Pop-Eye

Im Pierre Boulez Saal ist auch arabische Musik, Jazz und Zeitgenössisches zu hören

Das Programm des Kammermusiksaals, setzt auf Vielfalt und Austausch: Neben klassisch-romantischen Werken werden auf der Bühne arabische Musik, Jazz und Zeitgenössisches gespielt oder Vorträge und Diskussionen gehalten. Das von Barenboim geleitete Boulez Ensemble tritt auch regelmäßig mit Uraufführungen auf. Der Kammermusiksaal ist offen für Improvisation und neuartige musikalische Experimente – das merkt man auch im Publikum: Hier gehen nicht bloß pseudo-kultivierte Konzert-Abonnent:innen ein und aus, die zwischen jedem Satz klatschen und husten. Es sind Menschen aller Generationen zu Gast, die sich für das lebendige, musikalische Haus begeistern – auch wenn am Ende vielleicht nicht jeder Programmpunkt so gefällig ist wie Chopins Nocturnes.

Im März 2017 wurden der Pierre Boulez Saal und die Barenboim-Said-Akademie feierlich eröffnet. Foto: Imago/Sven Simon

Wichtige Infos für den Besuch des Pierre Boulez Saals

Tickets Für die Veranstaltungen im Pierre Boulez Saal können Karten online oder unter der Hotline 030/479 974 11 (Mo-Sa 9-20 Uhr, So 14-20 Uhr) erworben werden.

Anfahrt Pierre Boulez Saal befindet sich in der Französischen Straße 33D. Mit den Öffentlichen Verkehrsmitteln ist er gut zu erreichen: Ganz in der Nähe hält die U-Bahnlinie U2 am Hausvogteiplatz oder die U5 und U6 Unter den Linden. Wer vor dem Konzertbesuch noch einen kleinen Spaziergang durch Mitte machen will, kann auch vom S- und U-Bahnhof Friedrichstraße aus laufen. Außerdem hält auch die Buslinie 147 am Werderschen Markt oder die 100, 300, N5 an der Staatsoper.

Für Gäste, die mit dem Auto anfahren, lohnt sich der Theatertarif in der  Q-PARK Parkgarage Unter den Linden / Staatsoper. Die Einfahrt befindet sich in der Behrenstraße 37 am Bebelplatz. Zwischen 18 Uhr und 23:59 kostet das Parken höchstens 6€.

In der Nähe

Die geschichtsträchtige Gegend rund um den Pierre Boulez Saal in Mitte hat an Kultur einiges zu bieten: Die Staatsoper, in deren ehemaligen Kulissenmagazin sich der Kammermusiksaal befindet, ist natürlich nicht weit. Aber auch die Museumsinsel oder auch der Gendarmenmarkt, auf dem Konzertgäste den Abend bei einem kühlen Erdinger ausklingen lassen können, sind zu Fuß in wenigen Minuten zu erreichen. Wer lieber etwas schicker ausgehen möchte, sollte sich die Dachterrasse vom Hotel de Rome ansehen. Schöne Rooftop-Bars in Berlin für kühle Drinks und beste Aussichten haben wir hier versammelt.

  • Staatsoper Unter den Linden, Unter den Linden 7, Informationen online, 030/203 540
  • Museumsinsel, Mitte, mehr Infos
  • Gendarmenmarkt, Mitte, mehr Infos
  • Erdinger, Jägerstraße 56, tgl. 9 bis 0 Uhr, Informationen online, 030/208 799 800
  • The Rooftop Terrace im Hotel de Rome, Behrenstraße 34, Mo-Fr 15-23 Uhr, Sa-So 12-23 Uhr, Informationen online, 030/460 609 1270

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Wer sich für Jazz interessiert sollte einen Blick in unsere Liste von Berliner Jazz-Clubs, die sich lohnen, werfen. In Berlin gibt es viel Interessante Architektur: Von Preußen bis Postmoderne, von Bauhaus bis Baller haben wir hier einige wichtige Gebäude zusammengetragen. Wenn ihr den Pierre Boulez Saal besucht und sowieso schon in Mitte seid: Wie wäre es damit einige Sehenswürdigkeiten aus unserer Liste anzuschauen? Oder wollt lieber ein bisschen ins Grüne fahren? Ausflugsziele Berlin: Macht mehr aus eurer Freizeit.

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