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200 Jahre Konzerthaus: Installation „Amplifier“ an der Fassade

Am 26. Mai 1821 wurde Karl Friedrich Schinkels Schauspielhaus am Gendarmenmarkt eröffnet. Heute befindet sich das Konzerthaus Berlin in dem Baudenkmal – und feiert Jubiläum. „Alles bleibt anders“ ist das vieldeutige Motto der Festlichkeiten. Das macht sich auch an der Fassade bemerkbar: Bis zum 30. Juni ist dort die Installation „Amplifier“ der Berliner Künstlerin Bettina Pousttchi zu sehen.

200 Jahre Konzerthaus Berlin: Installation „Amplifier“ an der Fassade. Foto: Jens Ziehe

Dass alles anders bleibt, sieht man dem Konzerthaus Berlin zumindest von außen nicht an. Auf dem Gendarmenmarkt, einem der prachtvollsten Plätze in Berlin, erweckt alles den Anschein, historisch akkurat das Erbe des alten Berlins zu bewahren. Dabei hat gerade das heutige Konzerthaus eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Der Schinkel-Bau brannte im Zweiten Weltkrieg aus und wurde erst ab 1976 wieder rekonstruiert. Die Arbeiten waren 1984 abgeschlossen, das Gebäude des Schauspielhauses außen originalgetreu wiederhergestellt. Die Innenräume hingegen wurden im historisierenden Stil neu konzipiert und das Schauspiel- als Konzerthaus wieder eröffnet.

200 Jahre Konzerthaus: Künstlerische Intervention am Bau

„Der Schinkel-Bau unseres Konzerthaus Berlin schmückt den Gendarmenmarkt seit 200 Jahren, kennt Premierenjubel und Bombenhagel“, so Konzerthaus-Intendant Sebastian Nordmann. Zum Jubiläum wird die Fassade des Gebäudes selbst zum Schauplatz einer großflächigen künstlerischen Intervention.

Die Berliner Künstlerin Bettina Pousttchi hat dort ihre Installation „Amplifier“ (deutsch: Verstärker) angebracht, die die Erfahrung des Gebäudes und des Gendarmenmarktes, einem der prachtvollsten Plätze in Berlin, selbst ändert. Zwischen den sechs Säulen des Portikus finden sich fünf weitere Säulen als riesige Drucke, aufgespannt auf einem Gerüst an der Fassade. Die Fotografien stammen von der Künstlerin, sie sind als digitale Fotomontage aber kein reines Abbild des Hauses. Mit veränderten Proportionen strecken sich die Fotos bis zum zweiten Giebel, weit über die echten Säulen hinaus. Was den Anschein historischer Genauigkeit erweckt, ist Kunst, die einen ganz neuen Blick auf das Ensemble ermöglicht.

Bettina Pousttchis Kunst hat Architektur-Dimensionen

Damit nimmt Pousttchi Bezug auf weitere Schinkel-Bauten in Berlin, die Neue Wache etwa oder das Alte Museum am Lustgarten, und auf das Festival-Motto selbst: „Bleibt alles anders“. Dabei war das zunächst nicht als Statement zur Pandemie und den vielen abgesagten Veranstaltungen geplant, fügt sich aber auf bemerkenswerte Weise in die Situation seit 2020.

"Echo" hieß Bettina Pousttchis bemerkenswerte Installation. An der Fassade der Temporären Kunsthalle am Schlossplatz hallte so noch der Palast der Republik nach. Foto: Imago/Bernd Friedel
„Echo“ hieß Bettina Pousttchis bemerkenswerte Installation. An der Fassade der Temporären Kunsthalle am Schlossplatz hallte so noch der Palast der Republik nach. Foto: Imago/Bernd Friedel

Mit ihren fotografischen Installationen, die die Dimensionen von Architektur erreichen, ist es Pousttchi gelungen, neue Perspektiven auf Bauwerke im Wandel der Zeit zu eröffnen. Ihre wohl spektakulärste Arbeit in Berlin war die Installation „Echo“ an den Wänden der Temporären Kunsthalle: Mit 970 Einzelplakaten erinnerte sie auf der Fassade des Provisoriums am Schlossplatz 2009 ein halbes Jahr lang an den Palast der Republik – eines der berühmtesten Gebäude in Berlin, dessen Abriss für Kontroversen sorgte.


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Zum Jubiläum ist auch ein Comic erschienen, der das Konzerthaus würdigt. Das Königliche Schauspielhaus hatte seine große Zeit im 19. Jahrhundert. Mehr zu Berliner Theatern, die es nicht mehr gibt, lest ihr hier.

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