Seit Jahren steht der historische grüne Kiosk am Charlottenburger Steinplatz leer. Nun beleben zwei junge Berlinerinnen das Baudenkmal von Alfred Grenander wieder. Mit lokaler Kunst, Events und einer Eröffnungsfeier.

Auch wenn ihr diesen Namen noch nie gehört habt, seid ihr mit seinem Werk bestens vertraut: Alfred Grenander war ein visionärer Architekt, der in der Anfangsphase des U-Bahn-Baus in Berlin für die Gestaltung der Bahnhöfe verantwortlich war. Die bunten Fliesen in markanten Farben kennt ihr sicher. Fast alle Stationen, die bis 1931 entstanden sind, gehen auf Grenanders Gestaltung zurück.
Aber man kann ja nicht ewig im Untergrund bleiben. An vielen Stadtplätzen erkennt man auch 100 Jahre später noch die Handschrift des Architekten. Wer schon mal über den Steinplatz in Charlottenburg Richtung Bahnhof Zoo spaziert ist, wird sich vielleicht an den kleinen grünen Kiosk mit charmantem Spitzdach erinnern, der hier schon seit Jahren verrammelt an der Ecke steht.
Im Palast Kiosk am Steinplatz gibt es Kunst und Kaltgetränke
Das bezirkseigene Baudenkmal erzählt Kiezgeschichte. Genau diese wollen zwei junge Berlinerinnen würdigen und weiterschreiben. „Kioskkultur seit 1905“ steht auf der Instagram-Seite, mit der sie die denkmalgerechten Sanierungsarbeiten der vergangenen Monate dokumentierten. Viele Studierende der gegenüberliegenden Universität der Künste halfen dabei. Inzwischen erstrahlt der Kiosk wieder im originalen Farbton.
Die Betreiberinnen haben viel vor. Sie wollen den Kiez nicht nur wie früher mit Eis am Stil, Snacks, Erfrischungsgetränken und Zeitschriften versorgen, sondern einen kreativen Treffpunk schaffen. Über einen Open Call konnten sich Künstler:innen mit Werken bewerben, die sie im Palast Kiosk verkaufen wollen. Die einzige Einschränkung: Die Formate müssen in die winzige Hütte passen. In den kommenden Tagen dürften also reichlich Postkarten, Fanzines, Siebdrucke und Texte über die Theke gehen. Außerdem sollen in Zukunft Kulturveranstaltungen auf dem Steinplatz organisiert werden. Am 24. April um 16 Uhr wird der Kiosk am Steinplatz eröffnet. Vielleicht sogar mit Tombola. Danach dürften so manche hier täglich vorbeischauen.
- Palast Kiosk am Steinplatz Steinplatz 5, Charlottenburg, Eröffnung Do 24.4., 16–22 Uhr, weitere Infos online
Alfred Grenander ist der eine prägende Architekt der Berliner U-Bahn. Der andere große Baumeister heißt Rainer G. Rümmler – seine schönsten U-Bahnhöfe und Gebäude seht ihr hier. Kioskkultur: Das sind die besten Spätis in Berlin. Berlin kann saufen: Beschwipste Bilder von Kaiserzeit bis Mauerfall. Auch traditionsreich: In diesen Alt-Berliner Kneipen wird seit mehr als 100 Jahren gezapft. Der Wille zählt: Last-Minute-Geschenke vom Späti. Zeit für Kultur: Diese aktuellen Ausstellungen solltet ihr nicht verpassen.